Kirchengemeinden Happurg und Kainsbach

Evangelisch-Lutherische Kirche

Abendgebet 20 - 6. Sonntag nach Trinitatis

 Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.

Wegkreuz

 

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Entzünden einer Kerze

 

Lied Evang. Gesangbuch 482 – „Der Mond ist aufgegangen




Eröffnung und Psalm 34 allein oder im Wechsel


Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Ich will den Herrn loben allezeit;
sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.

Meine Seele soll sich rühmen des Herrn,
dass es die Elenden hören und sich freuen.

Preiset mit mir den Herrn
und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen!

Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir
und errettete mich aus aller meiner Furcht.

Da auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude,
und ihr Angesicht wird nicht beschämt.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist

wie im Anfang so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.

 

Lesung: Römer 8,12-17

 

Brüder und Schwestern, das bedeutet: Wir sind unserem irdischen Leib gegenüber nicht mehr verpflichtet, so zu leben, wie es unsere irdische Gesinnung verlangt. Wenn ihr nämlich so lebt, wie es eurer irdischen Gesinnung entspricht, müsst ihr sterben. Wenn ihr aber mithilfe des Heiligen Geistes eure irdischen Gewohnheiten tötet, werdet ihr leben. Alle, die sich vom Geist Gottes führen lassen, sind Kinder Gottes. Ihr habt ja nicht einen Geist empfangen, der euch zu Sklaven macht. Dann müsstet ihr doch wieder Angst haben. Ihr habt vielmehr einen Geist empfangen, der euch zu Kindern Gottes macht. Weil wir diesen Geist haben, können wir rufen: »Abba! Vater!« Und derselbe Geist bestätigt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. Wenn wir Kinder sind dann sind wir aber auch Erben Erben Gottes und Miterben von Christus. Voraussetzung ist, dass wir sein Leiden teilen. Denn dadurch bekommen wir auch Anteil an seiner Herrlichkeit.



Predigt zu Römer 8,12-17

Familie, liebe Gemeinde, Familie haben alle! Jede und jeder hier in Kainsbach hat eine Familie. Auch die, die sich einsam fühlen und alleine leben. Denn jeder hat Vater und Mutter, Großeltern und Urgroßeltern. Jeder hat eine Herkunftsfamilie, auch wenn jemand als Waise seine Eltern nie kennengelernt hat. Alle haben eine Familie aus der sie stammen und in die sie stark oder weniger stark verwurzelt sind.

Die Familie, von der ich herkomme, hat mein Leben geprägt. Im Schutz meiner Familie habe ich laufen gelernt, habe Schritt für Schritt immer mehr von der Welt entdeckt und viele Erlebnisse in mich aufgenommen. Die Erinnerungen an viele dieser Erlebnisse begleiten mich bis heute. Wenn ich von Ferien erzähle, die ich im Schwarzwald zusammen mit meiner Familie verbracht habe, dann werden in mir schöne alte Kindheitserinnerungen wach. Wenn ich von meinen Großeltern, Eltern oder Geschwistern erzähle, - und da gäbe es viel zu erzählen – dann ist das alles ein Stück meiner Lebensgeschichte und ein Teil meiner eigenen Identität.

Manche Menschen fällt es schwer, von ihrer eigenen Familie zu erzählen. Vielleicht, weil sie selbst keine so schönen Erinnerungen an ihre Familie haben. Vielleicht, weil sie einsam sind, ihre Familie vermissen oder sie sich nur zu gerne eine Familie um sich herum wünschen.

Alle Menschen haben Familie, aber nicht alle Menschen haben eine glückliche Familie und nicht alle Menschen leben in einer Familie.

Einsame Menschen sehnen sich nach anderen, die ihr Leben mit ihnen teilen oder wenigstens immer wieder einen Moment mal für sie Zeit haben. Diese Sehnsucht zeigt, wie sehr wir Menschen einander brauchen. Die Beziehung zwischen den Menschen schafft Lebensfreude. Umgekehrt zerfällt diese Lebensfreude, wenn Beziehungen fehlen oder zerbrechen.

Immer wieder lese ich in der Zeitung oder im Internet Berichte von Familientragödien. Es sind schlimme Bilder, die da in mir aufsteigen. Bilder von Streit, Hass, Wut und Verzweiflung. In manchen Familien herrscht ein roher Umgangston. Keiner spricht wirklich mit dem anderen. In manchen Fällen rutscht vielleicht auch mal die Hand aus und erleben Menschen gewalttätige Züchtigungen. In wieder anderen Familien lebt jeder nur für sich. Da gibt es nichts Gemeinsames. Einige Jugendliche werden auch in Internate weggeschoben von zu Hause. Auf einer Internetseite über Straßenjugendliche in Deutschland habe ich erfahren, dass eine der Ursachen für das Verlassen der Familie die angespannte Beziehung der Kinder und Jugendlichen zu ihren Eltern ist.

Menschen brauchen Beziehungen, in denen sie Achtung und Wertschätzung spüren und in denen sie das Gefühl bekommen, geliebt zu sein. Der Umgang untereinander, den Menschen in ihrer Familie erlebt haben, prägt sie. Diese Erlebnisse begleiten und beschäftigen sie auf ihrem ganzen Lebensweg.

Wie kann sich in zerrütteten und zerstrittenen Familien wieder ein wertschätzendes Leben entfalten? Als ich bei der Vorbereitung auf diese Predigt zu verstehen versuchte, was der Apostel Paulus in seinem Brief den Menschen in Rom wirklich sagen wollte, glaubte ich, dass in diesen Zeilen vielleicht ein hilfreicher Impuls stecken kann.

In dem Brief ist auch von einer Beziehung die Rede. Dort geht es um die Beziehung zwischen Gott als Vater und seinen Kindern. Voller Vertrauen auf ihren Vater rufen, vielleicht auch schreien die Kinder: Vater, Vater! Sie rufen, weil sie innerlich spüren: Dem kann ich vertrauen. Das ist mein Vater und ich bin sein Kind. Er sorgt für mich, er ist für mich da. Hier wird deutlich: Gott will eine Beziehung, in der wir uns geliebt fühlen. Gott will eine Beziehung, in der wir uns frei fühlen von Furcht und Zwängen. Gott befiehlt nicht, dass die Kinder sich ihm zuwenden. Nein, er lässt ihnen die Freiheit, sich ihm zu oder abzuwenden. Von der liebe-vollen Zuwendung Gottes ist das Kind aber so ergriffen, dass es unbe-dingt haben will, dass Gott zu ihm herschaut, es sieht und sich an ihm freut. Dieses Rufen zeugt von großem Vertrauen auf Gott und seine Hilfe.

Diese Beziehung von Gott und seinen Kindern ist für mich ein Vorbild, wie Menschen in einer Familie miteinander umgehen können. Da ist die Aufmerksamkeit Gottes und das Vertrauen der Kinder.

In einer zerstrittenen Familie kann es oft wichtig sein, erst einmal miteinander ins Gespräch zu kommen und das Problem zu klären. Manchmal sind die Emotionen so stark, dass ein solches Gespräch sehr schwierig wird. Den anderen dann mit Argumenten unbedingt zum wertschätzenden Umgang zu überreden, funktioniert nicht. Menschen müssen sich von innen her ändern. Das können wir selber aus unserer Kraft heraus nicht tun.

Die herzliche Beziehung Gottes zu uns, dem Vater, dem ich alle Sorgen ans Herz legen kann, ist ein gutes Vorbild fürs Miteinander. Ihm kann ich all das zu Füßen legen, was mich belastet. Sollte es mir schwerfallen, zu beten, so kann ich Gott um Hilfe bitten. Er kann mir helfen, den Kontakt zu ihm zu erneuern. Er kann mich öffnen und verändern genauso wie den Menschen, der mir das Leben so schwer macht. Ich kann beten: „Lieber Vater, hilf mir zu einem neuen guten Miteinander.“ Im Gebet darum bitten und betteln ist nicht umsonst. Davon bin ich überzeugt.

Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Gebe Gott, dass sein Geist uns anrührt mit einem so starken Vertrauen zu ihm. Wenn wir selbst so vertrauen und täglich unser Leben im Gebet vor Gott tragen, können wir auch für andere Menschen, die familiäre oder andere Pro-bleme haben, ein Zeugnis sein. Ein Zeugnis, wie Gott Herzen berührt, verändert, erneuert und immer neu die Hoffnung für ein gutes Miteinander wachhält.

 

Song: „Du machst alles neu“ von „Könige und Priester“

 

 

 

Gebet

Herr, du und nicht ich, du bist es allein,
was ich meine, was ich suche und nicht ich.
Herr, du weißt alle Dinge und kennst alle Herzen:
du weißt, dass mir dies fest im Sinne ist.
Herr, tue an mir, deiner armen Kreatur, was dir zum Lobe gereicht.
Gehe es, wie es wolle, dein Lob will ich sprechen,
so lange Atem in meinem Munde ist.

Vater unser ...

Segensbitte

Bestärke uns, Herr, in der Gewissheit,
dass dein Reich an jedem neuen Tag beginnt
und du uns unmerklich, aber sicher
zu deiner Liebe führst, die wir spüren, indem wir sagen:
„Herr, bleibe bei uns an diesem Tag, der schon zu Ende geht, in dieser Nacht, die anbricht, und auch an dem Tag, der danach kommt.
Bleibe bei uns bis in alle Ewigkeit.“
Amen.


(Gebet von Pierre Griolet)

Autor: Pfarrer Gottfried Kaeppel
  Happurg 19.07.20