Kirchengemeinden Happurg und Kainsbach

Evangelisch-Lutherische Kirche

Abendgebet 19 - 5. Sonntag nach Trinitatis

 Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.

Kirche Geruest

 

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Entzünden einer Kerze

 

Lied Evang. Gesangbuch 487 – „Abend ward, bald kommt die Nacht




Eröffnung

Einer wacht und trägt allein,
was das Herz beschwert.
Einsam lässt er keinen sein,
wer sich zu ihm kehrt.
Gott‘s Walten und sein Schalten,
still erkennt man’s nur.
Drum schweige ich und höre,
neig meins Herzens Ohr.

- Stille -


Gebet

Herr, ziehe du mich,
hilf mir und schenke mir die Kraft und Gabe,
dass ich’s glauben kann, wie David der Prophet einst seufzte: „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen gewissen Geist.“
Ein neues, reines Herz vermag ich nicht zu machen,
es ist dein Geschöpf und Werk.

Gleichwie ich die Sonne und den Mond nicht machen kann,
dass sie aufgehen und hell scheinen am Himmel,
so wenig kann ich auch schaffen, dass das Herz rein sei
und ich einen gewissen Geist, einen starken festen Mut habe, der unerschütterlich ist und nicht zapple, zweifle oder wackle an deinem Wort.
Amen.

(Gebet nach Martin Luther)

 

Lesung: Lukas 5,1-11

 

Es begab sich aber, als sich die Menge zu ihm drängte, zu hören das Wort Gottes, da stand er am See Genezareth. Und er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze.

Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus. Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.

Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und ihnen ziehen helfen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken.

Da Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die mit ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten, ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten.

Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen. Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.


Predigt zu Lukas 5,1-11

Liebe Gemeinde,       
wie ärgerlich, wie frustrierend, wie sinnlos muss das sein, wenn man die ganze Nacht arbeitet und nichts fängt, nichts außer zwei drei Fischen, die nicht der Rede wert sind, aufgezählt zu werden. Ich stelle es mir vor, wie sie mit hängenden Schultern am Ufer sitzen, die Fischer, und unter der aufgehenden Morgensonne die großen schwere Netze aus den Booten ziehen, waschen und zum Trocknen ausbreiten. Die Stimmung ist gereizt. Keiner spricht ein Wort. Schweigend bringen sie zu Ende, was nicht gelungen war. Und in ihren Köpfen stapeln sich die Fragen:         
Wofür der ganze Aufwand, wenn es sich doch nicht lohnt? Was ist, wenn das morgen wieder so weitergeht? Die Nächte davor sahen nicht besser aus. Wenn nicht bald das Geschäft wieder gut läuft, woher soll ich dann das Geld nehmen für das täglich Brot?

Die Fischer am See Genezareth sind nicht die Einzigen, denen es so geht. Wie oft schon haben Menschen die Erfahrung gemacht, dass ihre Arbeit ins Leere geht. Wie oft schon hat sich Franziska auf Matheprüfungen vorbereitet und es hat nicht genutzt. Wie oft schon die Verkäuferin die schicken Hemden und Pullover zusammengelegt und Kunden beraten, aber am Abend ist die Kasse dennoch leer. Wie oft schon hat das Pflege-Team die Werte am Monitor kontrolliert, den Schleim abgesaugt und alles Menschenmögliche getan und es hat dennoch nicht gereicht. Am Ende mussten sie die Geräte abschalten. Wenn die Arbeit ins Leere geht, zehrt das. Da sinkt die Freude an der Arbeit und das Lachen vergeht. Angst macht sich breit und viele Frage stapeln sich auf die man keine Antwort weiß.

Simon hätte bestimmt gute Lust gehabt, die Netz und alles was dazugehört, hinzuschmeißen und zu schimpfen, als die vielen Leute kamen und der fremde Mann, um den sich alle scharten. Nach so einer Nacht hätten sie dringend Ruhe gebraucht, wären sie gerne mit ihren Gedanken und Fragen allein gewesen. Und dann noch die Bitte, das Boot wieder ins Wasser zu lassen. Da hätte Simon ihm an den Kopf werfen können:
Sag mal, siehst du nicht, wie es uns geht, wie müde wir sind? Die ganze Nacht sind wir gefahren? Nichts haben wir gefangen und jetzt kommst du und willst in mein Boot steigen? Wieder Arbeit, die umsonst ist? Ich bin doch nicht verrückt. Ich sollte mich besser Schlafen legen und ausruhen für die nächste Nacht.

Aber Simon reagierte ganz anderes. Er ließ den Mann einsteigen und er fuhr etwas vom Ufer weg, damit ihn die Leute besser sehen konnten als er zu ihnen redete. Wie ein großer Lehrer setzte dieser Jesus sich hin. Und die Leute hörten ihm zu. Er hatte etwas zu sagen.

Und Simon schimpfte auch nicht, als Jesus ihn bat, noch weiter hinauszufahren, um die Netze erneut auszuwerfen. Dabei wusste jeder, der sich nur ein bisschen mit dem Fischen auskennt, dass es noch viel sinnloser ist am Tag die Netze auszuwerfen als in der Nacht. Aber Simon sagte zu Jesus nur: „auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.“ Offenbar lag in den Worten Jesu etwas, das ihm Mut machte, das ihn überzeugte, etwas total Widersinniges zu tun, die normale Fischerregel zu brechen, etwas Neues zu riskieren auch wenn alles dagegen spricht.

Die Geschichte von diesem wundersamen Fischzug des Simon Petrus zeigt, wieviel manche dem Wort Gottes zutrauen und es hinterher nicht bereut haben. Ob wir dem Wort Jesu auch so viel zugetraut hätten wie Simon? Wären wir auch hinausgefahren auf sein Wort hin?

Simon Petrus war nicht der einzige, der Gottes Wort viel zutraute. Die Geschichte in der Bibel nennt noch mehr Namen, da sind auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und noch viel mehr Menschen könnten hier genannt werden. Wie viele von ihnen hatten gehofft Tag und Nacht, umsonst, wie es scheint. Aber Gottes Wort weckte immer wieder neuen Mut, neue Hoffnung. Es gibt ein Lied, das davon erzählt:

„Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht. Es hat Hoffnung und Zukunft gebracht. Es gibt Trost es gibt Halt in Bedrängnis Not und Ängsten, ist wie ein Stern in der Dunkelheit.“

Gerade in diesen Wochen und Monaten bedürfen wir dieser Worte ganz besonders, denn die Suche nach dem rechten Medikament gleicht fasst dem Fischzug. Wie viele Nächte haben Forscher wohl schon in ihren Laboren verbracht, und hoffen auf einen durchschlagenden Erfolg, wie viele Lösungswege werden versucht, um den rettenden Impfstoff zu finden für eine unbeschwerte Zukunft. Gottes Wort macht uns Mut, nicht aufzugeben. Wer seine Hoffnung darauf setzt, der wird den Glauben an eine gute Zukunft nicht verlieren. Wer Gottes Wort vertraut, der hat einen Anker, der hält und trägt auch in stürmischen Zeiten, der hat ein Licht das auch noch wie ein Stern in die finsterste Nacht hineinleuchtet.

„Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht. Es hat Hoffnung und Zukunft gebracht. Es gibt Trost es gibt Halt in Bedrängnis Not und Ängsten, ist wie ein Stern in der Dunkelheit.“

 

Song: „Auf dein Wort hin“ von Manfred Siebald

 

 

 

Gebet

 

Vater unser ...

Segensbitte

Bestärke uns, Herr, in der Gewissheit,
dass dein Reich an jedem neuen Tag beginnt
und du uns unmerklich, aber sicher
zu deiner Liebe führst, die wir spüren, indem wir sagen:
„Herr, bleibe bei uns an diesem Tag, der schon zu Ende geht, in dieser Nacht, die anbricht, und auch an dem Tag, der danach kommt.
Bleibe bei uns bis in alle Ewigkeit.“
Amen.

(Gebet von Pierre Griolet)

 

Autor: Pfarrer Gottfried Kaeppel
  Happurg 12.07.20