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Abendgebet | Predigt |
Lied EG 317: Lobe den Herren, den mächtigen König
unterstütz von Posaunenchorbläsern aus deren Fenstern
- Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, meine geliebete Seele, das ist mein Begehren. Kommet zuhauf, Psalter und Harfe, wacht auf, lasset den Lobgesang hören!
- Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret, der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet, der dich erhält, wie es dir selber gefällt; hast du nicht dieses verspüret?
- Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet, der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet. In wieviel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet!
Kerze anzünden und auf den Tisch stellen
Meditation
Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Hier bin ich, dreieiniger Gott, bereit zur Andacht mit dir.
Ich spüre den Boden unter mir.
Ich bin getragen. – Du, Gott, trägst mich. Danke!
Von allen Seiten umgibst du mich.
Ich atme. Ich atme ein und atme aus. Mein Atem kommt.
Mein Atem geht. Und kommt von Neuem.
Ich bin lebendig. – Du, Gott, bist mein Leben. Danke!
Du hast mich wunderbar gemacht.
Ich denke an den Weg, der hinter mir liegt:
an den Weg von heute und den der vergangenen Tage.
Da war Schönes aber auch Schweres;
da waren Licht und Schatten ... ... ...
Und du, Gott, warst dabei. Danke für alles!
Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz.
Ich denke an die Woche, die vor mir liegt.
Wer weiß, was kommt, was mich erwartet?!
Ich denke an das, was vor mir liegt: ... ... ...
Du, Gott, geh mit! Ich bitte dich.
Amen
Lesung: Jeremia 31,31-34
Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der HERR; sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den HERRN«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der HERR; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.
Predigt zur Lesung
Liebe Gemeinde,
gut Ding will Weile haben, so heißt es doch und so sagt man denen, die wenig Geduld haben. Gut Ding will Weile haben. Ganz nach diesem Motto scheint es auch in der Lesung vom Propheten Jeremia zu gehen. Denn da wird eine Zeit, eine bessere Zeit angekündigt, die erst noch kommt. Wie ungeduldig werden wohl die ersten Ohren gewesen sein, für die die Worte bestimmt waren? Sie waren ja an Menschen gerichtet, die die Babylonier in die Fremde weggeschleppt hatten. Sie waren an Menschen gerichtet, die alles, wirklich alles verloren hatten und eine trostlose Aussicht vor sich hatten. Denen machten die Worte Mut.
„Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen.“ Natürlich fragt man sich, warum die lange Ankündigung? Warum tut er es nicht gleich? Warum spannt Gott die Menschen so lange auf die Folter?
Wir spüren ja selbst momentan, wie frustrierend das ist, wenn es dauert, bis die bessere Zeit beginnt. Was gäben wir darum, wenn das Corona-Virus endlich besiegt wäre, was gäben wir darum, wenn man den passenden Impfstoff gefunden hätte und ein wirksames Medikament, was gäben wir darum, wenn wir endlich wieder ohne diese ganzen Abstandsregelungen miteinander leben und Gottesdienst feiern könnten. Den Satz: „Gut Ding will Weile haben“, den mögen wir jetzt gar nicht hören, auch wenn der Gedanke sehr vernünftig ist.
„Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen.“ Immerhin zeigen diese Worte, dass Gott die Menschen nicht vergessen hat. Was auch immer geschehen ist, auch wenn einer Schuld auf sich geladen hat, auch wenn der Blick zu Gott verstellt oder der Kontakt sogar ganz abgerissen ist, sogar dann will Gott noch von sich aus etwas tun. Gott will den ersten Schritt machen, auf die Menschen zugehen, will sie nicht im Stich lassen. Wann es sein wird, was er tut, da lässt sich Gott nicht hineinreden. Aber er macht ihnen große Hoffnungen mit dem, was er ankündigt: „Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.“ Es geht um Veränderungen im Innern der Menschen, es geht hier um eine Zeitenwende nicht von außen, sondern von Innen her einbricht. Die Herzen sollen verändert werden,
damit ein Band zwischen Gott und den Menschen besteht, das nicht mehr abreißt selbst wenn die Stunden noch so dunkel sind.
Hier geht es um Treue, hier geht es darum, dass Gott den Bund, den er geschlossen hat, nicht bricht. Gott tut alles, damit er weiterbestehen kann, selbst wenn es einen Neuanfang braucht. Und das zeigt, wie dynamisch Gott reagiert. Er wird als einer geschildert, der die Gegenwart ernst nimmt, die Gegenwart mit ihren Herausforderungen, mit den Sorgen und Nöten, mit Schuld und Versagen. Gott ist bereit für Veränderungen und er wartet nicht darauf, dass wir den ersten Schritt machen.
Denn der fällt uns schwer. Wenn die Not groß ist, dann sind die Menschen zu großen Einschnitten bereit – so haben wir es in den letzten Wochen erlebt. Aber wenn es darum geht, wirklich etwas zu verändern, dann fällt es uns schwer, über den eigenen Schatten zu springen, dann fällt es uns schwer gewohnte Lebensweisen zu ändern und unseren Diskussionen endlich handfeste Taten folgen zu lassen. Das zeigt die Diskussion um den Klimawandel wohl am besten. Denn, wieviel hat sich eigentlich in den letzten Jahrzehnten verändert trotz zahlloser Diskussionen und Demonstrationen? Schon in meiner Kindheit war der Ruf nach Veränderungen im Umgang mit der Natur laut. Natürlich ist auch einiges Gutes passiert. Aber doch eigentlich viel zu wenig.
Gott sei Dank, wartet Gott nicht, bis wir uns verändert haben. Gott sei Dank fängt Gott selbst an uns zu verändern mitten drin im Herzen. Und wenn man es recht bedenkt, dann können wir auf Ereignisse blicken, die uns daran erinnern: Gott hat nicht nur Worte für uns, sondern lässt auch Taten folgen. Denken wir nur daran, was Gott alles in Jesus für uns getan hat.
Gott redet nicht nur. Er tut auch. Und wir sind mittendrin. Gott hat den ersten Schritt getan und nun warten wir darauf, dass er noch weitere tut. Wie die Jünger zwischen Himmelfahrt und Pfingsten in der Luft hängen, das ist nicht schön. Aber Jeremia macht uns Mut, an der Hoffnung festzuhalten, dass bessere Zeiten kommen werden. Gott hat uns nicht vergessen, sondern er streckt uns seine helfende Hand entgegen.
Abendgebet
Wir danken Dir, Herr
Wir danken dir, Herr, der du uns den Tag über bewahrt hast.
Wir danken dir, der du uns die Nacht hindurch bewahren willst.
Wir bitten dich, Herr, lass uns in Heil und Frieden bis morgen früh schlafen.
Wache mit denen, die in dieser Nacht wachen und weinen, und gebiete deinen Engeln die Nacht über die, die da schlafen.
Nimm die Kranken in deine Hut.
Bringe die Müden zur Ruhe.
Segne die Sterbenden.
Schenke Linderung den Leidenden.
Erbarme dich der Angefochtenen.
Schirme die Fröhlichen und uns alle um deiner Liebe willen.
Amen.
(Augustinus)
Segensbitte
Gott, du stehst mir treu zur Seite. Lass mich das auch spüren.
Schenke mir deinen Segen.
Halte deine schützenden Hände über mich
und über alle Menschen, an die ich denke ... ...
Amen.
Autor: Pfarrer Gottfried Kaeppel
Happurg 24.05.20