Kirchengemeinden Happurg und Kainsbach

Evangelisch-Lutherische Kirche

Abendgebet 10 Rogate

 Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.

Orgel

 

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Entzünden einer Kerze

 

Lied mit Bläsern vom Fenster


in Happurg:
Evangelisches Gesangbuch Lied 634
„Lasst uns in deinem Namen, Herr...“

in Kainsbach: Kommt, atmet auf. Liederheft für die Gemeinde, Nr. 0114
„Möge die Straße uns zusammenführen...“


(aus urheberrechtlichen Gründen nicht abgedruckt)

Eröffnung

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen.

Suchend und fragend, glaubend und hoffend rufe ich an den Dreieinigen.
Ich weiß, dass seine Werke groß sind. Er verwandelte vor Zeiten das Meer
in trockenes Land, dass sie zu Fuß gehen konnten durch den Strom.
Er wird auch meiner gedenken und mich erhören.
Gelobt sie Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.

 

Gebet

Lass stille werden, Gott, was um mich und in mir laut ist und lärmt.
Dir danken möchte ich für alles, was du mir mit diesem Tag gabst:
Zeit zur Vorbereitung auf deine große Ewigkeit.
Öffne mein Herz zur Vergebung allen denen, die an mir schuldig wurden.
Hilf mir, den ersten Schritt zu tun, den ich tun will aus Dankbarkeit
für die Liebe, mit der du uns unaufhörlich trägst.
Hilf mir durch deine Gnade zu einem neuen Anfang.
Amen.

Lesung Matthäus 6,1-15

Habt aber acht, dass ihr eure Gerechtigkeit nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel. Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht vor dir ausposaunen, wie es die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, auf dass dein Almosen verborgen bleibe; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.         

Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, um sich vor den Leuten zu zeigen. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. 6 Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.

Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet. Darum sollt ihr so beten:

Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Predigt zur Lesung von Gottfried Kaeppel

Liebe Gemeinde,
als im Februar bei der Londoner Fashion-Week die Models mit Mundschutz über den Catwalk schritten, hat hierzulande keiner daran gedacht, dass der Atemschutz sich auch bei uns zum neuen Trend entwickeln würde. Ohne Maskenpflicht hätte es der Trend hierzulande wohl auch schwerer gehabt. Professionell designten Kreationen davon bin ich allerdings immer noch nicht begegnet. Aber selbstgenähte Variationen konnte ich schon viele bewundern.

Normalerweise werden Trends nicht aufgezwungen. Eher sind sie von Stars inspiriert; von Stars wie David Beckham, der mit seinen ständig wechselnden Haarfrisuren den Lifestyle vieler Fans immer wieder neu beeinflusst. Mit der Kopie seiner Frisur zeigen sie ihre leidenschaftliche Verbundenheit mit ihm. Manche erhoffen sich aber auch, dass sie damit irgendwie an dem Glanz seiner Prominenz teilhaben. Sie wollen aus dem Dunkel ins Licht treten, wollen auch so beachtet und gesehen werden wie er.

Ja, Menschen wollen gesehen, beachtet, bewundert werden. Und dank der digitalen Medien bieten sich heutzutage noch viele andere Gelegenheiten, um die Selbstdarstellung und die Sehnsucht nach Aufmerksamkeit zu pflegen. Unser heutiger Predigttext steht im völligen Kontrast dazu. Hier geht es nicht um Selbstdarstellung, sondern ums Gegenteil, um den Rückzug ins Verborgene. Wer Almosen gibt, der soll es nicht an die große Glocke hängen. Sogar vor sich selbst soll er es nicht als rühmenswert erachten. Und auch Beten wie Fasten sollen im Stillen geschehen. Also alles, was bei anderen irgendwie Eindruck schinden könnte, was zeigen könnte, wie fromm man doch ist, was für ein toller Christ man doch ist, das soll nicht oben auf liegen.

Aber hat Jesus selbst nicht in der Bergpredigt gesagt: „Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“?! Und Spenden, Beten, Fasten sind doch solche guten Werke. Was soll verkehrt daran sein, wenn andere bewundern, was man da alles tut? Es könnte doch neue Trends setzen, andere inspirieren es nachzumachen. Und am Ende würde es das Lob Gottes doch nur steigern, je mehr Menschen an ihn denken. In der Tat spornt Jesus seine Zuhörer an, ihren Glauben sichtbar zu leben: „Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Und er zählte dann Etliches auf: zeitnahe Versöhnung, Ehebruch, Feindesliebe, alles Dinge, die einem nicht leichtfallen, die teilweise so radikal sind, dass man gar nicht weiß, wie man sie realistisch umsetzen soll. Einem Feind echt und ehrlich die Hand reichen, für ihn sogar beten, das braucht Überwindung. Die Versöhnung mit dem Bruder nicht hinten anzustellen, sondern ihr vor dem Gebet am Altar den Vorrang zu geben, mit solchen Werken sollen Christen glänzen. Aber Eindruck schinden, um toll dazustehen, um soziale Anerkennung zu gewinnen, das meint Jesus nicht. Im Zentrum seiner Forderung steht vielmehr die Zurücknahme, um dem Willen Gottes Raum zu geben. Und das Gebet, das er seinen Zuhörern ans Herz legt, das „Vater unser“, will uns in diese Grundhaltung einführen.

Ganz bewusst beginnt es mit drei Bitten, die nach oben schauen zum Vater im Himmel, um die persönliche Zurücknahme einzuüben. Nicht das „Ich“ oder das „Wir“ steht im Vordergrund, sondern das „Du“, der Vater:
Dein Name werde geheiligt.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Wer so betet, der übt sich immer wieder neu ein in diese Haltung, die nicht sich selbst groß macht, sondern Gott, die von ihm das Lebensnotwendige erbittet, die sich seinen Armen anvertraut, und dabei tut man, was zu tun ist. Da zählt nicht die Leistung und die Selbstdarstellung, die Bewunderung und Bestätigung von anderen, sondern da zählt ein tiefes Vertrauen darauf, dass der Vater im Himmel einen nicht im Stich lässt. Statt auf die anderen, sollen wir auf ihn schauen, von ihm alles erwarten. Nicht das Ansehen zählt in den Stürmen des Lebens, sondern das Vertrauen auf Gott und was daraus wächst.

Mit dem „Vater unser“ setzte Jesus einen ganz andren Trend, einen der sich abhebt von den üblichen in der Welt. Interessanterweise setzt sich Jesu Trend auch außerhalb der Kirche durch. So gibt es säkulare Bestattungen ohne Geistliche, wo man das „Vater unser“ nicht erwartet, es aber doch gesprochen wird. So inspirierend ist sein Trend auch über die Mauern der Kirche hinaus. Sein Gebet hilft mir, immer wieder neu den Blick nach oben zu richten. Auch ich möchte meinem Lifestyle immer wieder neu von Jesu Trend inspirieren lassen, Himmel und Erde verbinden helfen und gespannt warten, was er mit mir noch vor hat.

Gebet

Vater unser im Himmel...

Wort und Segen zum Weitergehen

 

„Tu, was du kannst,
und bete um das, was du nicht kannst,
so wird dir Gott geben, dass du es kannst.“

(Augustinus)


 

Gott sei bei dir wie die Luft, die du atmest.
Gott sei bei dir wie das Brot, das dich stärkt.
Gott sei bei dir wie das Wasser, das dich erfrischt.
Gott sei bei dir wie das Haus, das dich schützt.
Gott sei bei dir wie die Sonne, die den Tag hell macht.
Amen.

 (nach Gebet von Rainer Haak)

 

Musik von Rudolf Müller

Autor: Pfarrer Gottfried Kaeppel
  Happurg 16.05.20