Kirchengemeinden Happurg und Kainsbach

Evangelisch-Lutherische Kirche

Abendgebet 8 Jubilate

Orgel

 

Zum Ausdrucken:

PDF Document icon   Abendgebet   PDF Document icon   Predigt 

 

Entzünden einer Kerze

 

Lied EG 433: Hevenu schalom alejchem
unterstütz von Posaunenchorbläsern aus deren Fenstern

1.    Hevenu schalom alejchem, hevenu schalom alejchem, hevenu schalom alejchem, hevenu schalom, schalom, schalom alejchem.

2.    Wir wünschen Frieden euch allen, wir wünschen Frieden euch allen, wir wünschen Frieden euch allen, wir wünschen Frieden, Frieden, Frieden aller Welt.

Eröffnung

Im Namen des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes. Amen.

Den Frieden, den wir uns wünschen, den braucht alle Welt.
Und hoffen darauf, dass du, Gott, ihn ihr gibst.
Wir beten dich an, wir singen deinem Namen,
denn so oft schon haben wir von deinen Wundern gehört.

Psalm 98 (allein oder im Wechsel)

 

Singet dem Herrn ein neues Lied,
denn er tut Wunder.

Er schafft Heil mit seiner Rechten
und mit seinem heiligen Arm.

Der Herr lässt sein Heil verkündigen;
vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.

Jauchzet dem Herrn, alle Welt,
singet, rühmet und lobet!

Lobet den Herrn mit Harfen,
mir Hrafen und mit Saitenspiel!

Mit Trompeten und Posaunen
jauchzet vor dem Herrn, dem König!

Das Meer brause und was darinnen ist,
der Erdkreis und die darauf wohnen.

Die Ströme sollen in die Hände klatschen,
und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist. Amen.

Lied: Großer Gott, wir loben dich (Evang. Gesangbuch 331)

Lesung Johannes 15,1-8

Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe.  Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer und sie müssen brennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.

 

Predigt von Gottfried Kaeppel

Liebe Gemeinde

es ist noch lange nicht soweit, aber ich sehe es vor mir das Farbenspiel der Rebzeilen in der Herbstsonne. Da schimmert manches Blätterwerk schon rötlichgelb, während anderes noch mit etwas abgemildertem Grün ins Auge leuchtet. Dieser Anblick im tiefstehenden Sonnenlicht hat schon immer etwas Besonderes für mich gehabt und ist mir vertraut seit meiner Kindheit, die ich im Maintal verbracht hatte, wo ein Weinbergshang nach dem anderen sich am rechten Ufer des Flusses langzieht.

Diese bezaubernde Farbenpracht ist aber nur eine Seite des Weinbergbaus. Die andere ist meist weniger reizvoll aber dennoch notwendig. Wer einen Weinberg besitzt, kann seine Hände nicht einfach in den Schoß legen und zuschauen, wie die Rebstöcke im Herbst ihre Früchte tragen und sich an ihrem Anblick und dem Geschmack ihrer Trauben erfreuen. Die Bewirtschaftung eines jeden Hangs ist mir harter Arbeit und sorgfältiger Planung verbunden.

Jesus sagt im Johannesevangelium: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben und mein Vater der Weingärtner. Es ist ein schönes Bild, das hier gemalt wird. Wir sind wie die Reben eines Weinstocks um die sich Gott kümmert. So wie ein Winzer sich darum sorgt, dass die Rebe eine gute Frucht bringt, so tut es auch Gott an uns. Wohltuend ist dieses Bild. Zugleich aber entdecke ich auch etwas Drohendes darin. Denn zu den wichtigsten und aufwendigsten Arbeiten eines Winzers gehört der Rebschnitt, der für die Qualität des Ertrags wesentlich ist und fast so lange dauert wie die Ernte selber. Der Winzer macht sich also zu großen Teilen seiner Arbeit mit dem Messer ans Werk und schneidet von den Reben ab, was nicht mehr benötigt wird. Gott als Winzer, der reinigt, der vom Weinstock trennt und beseitigt, was die Qualität mindert – dieses Bild erschreckt mich. Und ich frage mich: Zu welchen Ästen gehöre ich? Zu denen, an denen er sich bald mit dem Rebmesser reinigend zu schaffen macht? Ich hoffe nicht.

„Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe“, beruhigt Jesus seine Jünger. Sie haben also nichts zu befürchten – und ich hoffentlich auch nicht. Denn was Jesus zu ihnen sagte, waren sehr ermutigende Worte, solche wie diese: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ (Joh 6,37b) Interessant ist auch die Begründung, in der Jesus nachschiebt, dass er gekommen sei, den Willen dessen zu tun, der ihn gesandt hat. Gottes Wille muss also wohl ein anderer sein als es beim Bild vom Winzer mit seinem Rebmesser erscheint. Ihm liegt nicht am Trennen, sondern am Bleiben.

Da kann ich wirklich durchatmen, denn sein Wort – das ich schon oft hörte – gilt auch mir. Manchmal waren sie gewiss unbegreiflich seine Worte, wie Geräusche, weil ich noch klein war oder nicht recht hinhörte. Aber sie haben gesagt, was ich gespürt habe, als am Taufbecken das Wasser über meinen Kopf floss. Sie sagten quasi: dass ich rein bin, dass ich ein wertvoller Teil seiner Reben bin. Seine Worte werden auch heute da und dort noch unbegreiflich bleiben für mich. Aber es gilt, was er gesagt hat: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“

Das Verbindende steht im Mittelpunkt der Bildrede vom Weinstock: „Bleibt in mir und ich in euch!“ Es ist ein Wechselspiel. Wir hören heraus: Wie du mir, so ich dir. Bleibst du bei mir, dann bleib ich auch bei dir. Wenn nicht, dann hast du Pech. Aber so ist es nicht gemeint. Die Übersetzung dieser Worte aus dem Griechischen lassen großen Spielraum. Man könnte auch lesen: Bleibt in mir, weil ich in euch bin; oder: damit ich in euch bin; oder: wie ich in euch bin.

Und die Jünger sind bei ihm geblieben – bis auf einen. Hoch und Tiefs haben sie mit ihm durchlebt. Und trotzdem mahnte er: „Bleibt!“ Und man spürt die Sorge, dass da etwas auseinanderzubrechen droht. Eine Situation unter den ersten Christen, die uns auch heute in gewisser Weise nicht fremd ist, wenn man die sinkenden Mitgliederzahlen der Gemeinden bedenkt, wenn man den Altersdurchschnitt der Gottesdienstbesucher analysiert zu Zeiten als wir von Corona noch nichts wussten, wenn man merkt, wie wenig Schüler noch vom Beten wissen... Trotz solcher Trends will das Johannesevangelium ermutigen, den Glauben zu bekennen. Immer wieder legt es Wert auf das Bekenntnis, von Anfang an. Auch in der Bildrede vom Weinstock klingt dieses Anliegen durch. Die Gemeinde wird ermutigt, festzuhalten am Glauben auch wenn es schwierig ist, auch wenn viele anderer Meinung sind, auch wenn Gefahr droht, die den Glauben in Frage stellt.

Damit wir die Beziehung mit Gott auch in Zeiten von Corona, in Zeiten von Abstand pflegen können, laden wir Sie hier jede Woche neu zum Abendgebet ein. Das wird auch in den nächsten Monaten so bleiben auch wenn sich jetzt nach der staatlichen Erlaubnis so langsam da und dort in den Gemeinden sich die Kirchentüren wieder öffnen. Jeder soll weiterhin die Möglichkeit haben ohne Angst, beten zu können. Voraussichtlich ab dem 24. Mai werden wir in Happurg oder Kainsbach (noch ungeklärt) dann auch einen Gottesdienst in unsrer Kirche anbieten. Damit das gelingt brauchen wir ein genehmigtes Hygienekonzept. Wir freuen uns darauf, wenn es wieder möglich ist, einander zu sehen, sich einander in unsrem Glauben zu bestärken, gemeinsam zu beten.

Gebet

In dir bleiben, Christus. Die Kraft von dir empfangen. Aus deiner Wurzel leben. Aufnehmen und weiterreichen, was du uns gibst. Frucht bringen. Christus, ohne dich können wir nichts tun.

Du gibst die Kraft. Aus dir strömt sie. Gib sie denen, die müde sind, die erschöpft sind von Corona, die sich aufreiben in der Sorge für andere, deren Mut aufgebraucht ist, die sich fürchten vor dem, was kommt. Du bist die Wurzel, die trägt. Erbarme dich.

Du bist der Friede. Du berührst die Herzen. Verwandle die Hartherzigen, die Kriegsherren und die Lügner. Ihr Gift sei wirkungslos, weil du ihre Opfer heilst. Du bist das Glück für die Schwachen. Erbarme dich.

Bleib bei uns. Christus, ohne dich können wir nichts tun. Du bist der Weinstock. Erbarme dich heute und alle Tage, die kommen. Amen.

Vater unser im Himmel...

Lied: Nun ruhen alle Wälder (Evang. Gesangbuch 477)

Segensbitte

Der Herr segne mich, behüte mich, lasse sein Angesicht leuchten über mir und begleite mich auf meinen Wegen. Amen.

 

Akkordeonmusik

Autor: Pfarrer Gottfried Kaeppel
  Happurg 03.05.20