Kirchengemeinden Happurg und Kainsbach

Evangelisch-Lutherische Kirche

Abendgebet 7 Misericordias Domini

Orgel

 

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Entzünden einer Kerze

 

Lied: Weil ich Jesu Schäflein bin
unterstütz von Posaunenchorbläsern aus deren Fenstern

1.    Weil ich Jesu Schäflein bin, freu' ich mich nur immerhin über meinen guten Hirten, der mich wohl weiß zu bewirten, der mich liebet, der mich kennt und bei meinem Namen nennt.

2.    Unter seinem sanften Stab geh' ich aus und ein und hab' unaussprechlich süße Weide, dass ich keinen Mangel leide; und sooft ich durstig bin, führt er mich zum Brunnquell hin.

3.    Sollt' ich denn nicht fröhlich sein, ich beglücktes Schäfelein? Denn nach diesen schönen Tagen werd' ich endlich heimgetragen in des Hirten Arm und Schoß: Amen, ja mein Glück ist groß!

Beginn

Im Namen des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes. Amen.

Christus spricht:
Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme,
und ich kenne sie und sie folgen mir und ich gebe ihnen
das ewige Leben. (Joh. 10,11a.27-28a)

Weil der Herr mein Hirte ist, braucht es mir an nichts mehr fehlen.
Er weidet mich auf grüner Au und führt mich zum frischen Wasser.

Darum erhebt meine Seele den Herrn und lobt ihm.


Lied: Lob Gott getrost mit Singen (Evang. Gesangbuch 243,1-2)
> mit Karin Reif an der Orgel aus der St. Georgskirche

Lesung aus 1. Petrus 2,21b-25

Christus hat für euch gelitten und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der, als er geschäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet; der unsre Sünde selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie die irrenden Schafe; aber ihr seid nun bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.

 

Gedanken zu 1. Petrus 2,21-25

Liebe Gemeinde!

„Jetzt wehr dich doch mal!“ Das würde ich jedem raten, der immer zu schüchtern ist, der immer die anderen auf sich herumhacken lässt, der nie Grenzen zieht. Der Petrusbrief schlägt genau das Gegenteil vor und preist Christus als Vorbild, weil er Schmähungen nicht erwiderte und nicht drohte, als ihm Übel getan wurde.

Sollen wir es ihm nachmachen? Sollen wir es hinnehmen, wenn uns Unrecht getan wird? Sollen wir uns einfach nicht zur Wehr setzen, keine Grenzen ziehen und geduldig aushalten, was uns geschieht?

Was würde Gabriel Weisser aus Blodelsheim im Elsass dazu sagen, dessen Mutter kürzlich in einem französischen Altersheim am Virus erkrankte und einfach nicht behandelt wurde? Als einzige Maßnahme habe der Arzt ihr Palliativmedikamente verordnet und die Angehörigen erst Stunden später informiert. Der Sohn meinte dazu: „Also in Wirklichkeit hat er sie gar nicht behandelt. Sie wurde zum Tode verurteilt.“ Soll der Sohn einfach darüber schweigen, was er als Unrecht empfindet? Hätte er das getan, dann wüssten wir nichts von dem Vorfall. Er insistierte vielmehr gegenüber der Zeitung: „Sie hätten es wenigstens versuchen können.“

Unrecht muss beim Namen genannt werden, auch wenn die Umstände es schwer machen, recht zu handeln. Geschichten des Leids dürfen nicht in Vergessenheit geraten nur weil man alles geduldig aushielt.

Ich spüre, wie sich in mir Widerstand regt. Und mich beschleicht ein gewisses Unbehagen. Denn wehrlos alles ertragen, alles erdulden, alles hinnehmen, halte ich für keine lebenspraktische Einstellung. Allein schon zum Schutz anderer ist es notwendig, Unrecht anzuprangern. Schutzlos Ausgelieferte brauchen andere, die sich für ihr Recht einsetzen.

Gerade von einem Hirten erwartet man das, um das Bild aufzugreifen, das am Ende unsrer Lesung anklingt und das an diesem Sonntag besonders in den Mittelpunkt gerückt wird. Von einem Hirten erwartet man, dass er seine Schafherde nicht nur zu saftigen Weiden oder zum frischen Wasser führt, sondern dass er sich auch gegen Bedrohungen zur Wehr setzt und seine Schafe schützt. Das Hirtenbild wird in unsrer Lesung leider aber eher nur kurz gestreift. Stattdessen nimmt das Bild des leidenden Christus großen Raum ein.

Was also soll ich mit diesem Text anfangen? Welche Botschaft kann ich für mich fruchtbar machen? Das Vorbild der Leidensbereitschaft ist es für mich nicht, was mir taugt. Was damals für die Menschen in Kleinasien vor 2000 Jahren gedacht war, das eins zu eins auf heute zu übertragen, das taugt mir hier nicht. Also schürfe ich ein wenig im Kontext der Lesung und stelle fest: Er ist eigentlich an Sklaven gerichtet, an Menschen, die nichts mehr zählten und denen empfohlen wurde, nicht gegen die Lebensumstände aufzubegehren.

Für uns heute mag das seltsam klingen. Aber vielleicht war das damals auch sehr weise. Denn was hätte es einem Sklaven genutzt, wenn er gegen seine Herren aufbegehrt hätte und hernach ihnen dennoch schutzlos ausgeliefert wäre. In der Antike galten Sklaven als Eigentum ihres Herrn. Von dessen Seite könne es deswegen niemals Unrecht geben.

Der Petrusbrief aber widerspricht und wendet sich an die Sklaven und spricht mit ihnen. Sie sind für ihn keine Sache, sondern Menschen, mit denen man spricht. Und der Brief verschweigt das Unrecht auch nicht, das ihnen geschieht. Er versucht den Sklaven einen Weg zu zeigen, wie sie mitten im Unrecht, durchhalten können und wie sie auch unter widrigen Umständen Kraft finden können, zu leben.

Dieser Spur kann ich folgen und ich frage mich: Was hilft mir in meiner Lebenssituation? Wie schaffe ich es, dass ich durchhalte in Zeiten von Corona, wo ich doch langsam die Ungeduld spüre gegenüber den einengenden Lebensumständen? Was gibt mir Kraft zum Durchhalten?

Ein täglicher Abendspaziergang an der frischen Luft? Die wöchentlichen Yogastunden über Zoom? Ein spannendes Buch, das mich in andre Welten entführt? Ein gutes Wort, das mich stärkt? Das Gebet? Ein Lied?



Lied: Wo Menschen sich vergessen

> mit Karin Reif an der Orgel aus der St. Georgskirche

Gebet

Du guter Hirte, Jesus Christus.
Wir sind wie irrende Schafe. Wir sehnen uns danach, den Weg zu kennen. Du weißt ihn. Zeig uns den Weg. Zeig ihn denen, die uns regieren, die über uns bestimmen, die unser Wohl wollen. Du guter Hirte, suchst uns. Bringe uns auf den richtigen Weg. Erbarme dich. Du guter Hirte, Jesus Christus. Wir sind gefangen in unserer Sorge. Du siehst die Ängste der Welt. Schau auf die Menschen, die keinen Ausweg sehen - auf der Flucht, in Lagern, im Krieg. Schau auf die Menschen, die kein Zuhause haben, wo sie Schutz finden. Du guter Hirte, suchst sie. Steh ihnen bei und trage sie auf deinen Schultern. Erbarme dich. Du guter Hirte, Jesus Christus. Schau auf unsere Kranken, schau auf alle, die sie pflegen. Schau auf unsere Gemeinde, deine Kirche. Dir vertrauen wir, denn du bist bei uns, bei dir wird uns nichts mangeln. Tröste uns. Bereite uns den Tisch und bleib bei uns. Erbarme dich, heute und alle Tage. Amen.

Vater unser im Himmel...

Segen

Es segne und behüte uns, unsere Lieben und unsere Gemeinden,

der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Autor: Pfarrer Gottfried Kaeppel
  Happurg 25.04.20