Kirchengemeinden Happurg und Kainsbach

Evangelisch-Lutherische Kirche

Abendgebet 1 mit Kerze

HaendeGrafik: Pfeffer

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Lied: Evangelisches Gesangbuch Nr. 170,1+3

Komm, Herr, segne uns ...

Entzünden einer Kerze

Beginn

Es wird dunkel, aber Licht vertreibt die Dunkelheit.

Du, Gott, bist das Licht der Welt.
Darum rufe ich dich an.

Vernimm mein Gebet; sei mir gnädig und erhöre mich.

Psalm 46 in Auswahl aus Basisbibel (allein oder im Wechsel)

Gott ist unsre Zuversicht und Stärke,
eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.

Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Fundamente der Erde schwanken und die Berge mitten im Meer wanken.

Sollen doch die Wellen schäumen und tosen und die Berge vor seiner Majestät beben:

Der Herr der himmlischen Heere ist mit uns.
Ein feste Burg ist der Gott Jakobs für uns.

Frisches Wasser strömt durch die Kanäle zur Freude der Menschen in Gottes Stadt.

Gott ist in ihrer Mitte, darum wird sie nicht wanken.
Gott wird ihr helfen, wenn der Morgen anbricht!

Der Herr der himmlischen Heere ist mit uns.
Ein feste Burg ist der Gott Jakobs für uns.

Amen.

Lesung zum Sonntag Lätare: Jesaja 66,10-14 (Lutherbibel)

Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid. Denn nun dürft ihr saugen und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes; denn nun dürft ihr reichlich trinken und euch erfreuen an ihrer vollen Mutterbrust. Denn so spricht der HERR: Siehe, ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach. Da werdet ihr saugen, auf dem Arm wird man euch tragen und auf den Knien euch liebkosen. Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden. Ihr werdet's sehen und euer Herz wird sich freuen, und euer Gebein soll grünen wie Gras. Dann wird man erkennen die Hand des HERRN an seinen Knechten und den Zorn an seinen Feinden.

Verkündigung zu Jesaja 66,10-14

 Liebe Gemeinde!

„Abstand ist das Gebot der Stunde“. Diese Botschaft prangt seit wenigen Tagen in schwarzen großen Lettern, handgeschrieben auf einer roten Tafel vor der Metzgerei gegenüber unserem Pfarrgarten. Sie ist nicht zu übersehen. Nun drängt man sich nicht mehr dicht an dicht im engen Verkaufsraum vor der Ladentheke, sondern wartet geduldig im Freien. Ich bin froh über die, die die Botschaft ernstnehmen. Wie wichtig das ist, kam aber in den letzten Tagen nicht bei allen an. Da und dort traf man sich trotz des Viruses ganz unbekümmert. Wie hoch der Preis sein kann, wenn wir uns nicht daran halten, zeigen Bilder völlig erschöpfter Pflegekräfte, die um die Welt gingen. Sie stehen für die totale Überlastung von Krankenhäusern in Italien oder Frankreich oder anderswo. Damit sich die Bilder nicht auch im Nürnberger Land wiederholen ist es wichtig, die sozialen Kontakte zu minimieren, so schwer uns das fällt. Ich konnte es mir bisher auch nicht vorstellen, dass es einmal Sonntage geben wird, in denen in unsren Kirchen keine Gemeinde zusammenkommt, um dort gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Aber wir müssen Rücksicht nehmen auf alle die, die ein hohes Risiko haben. Auch das Abstandhalten kann in solchen Zeiten wie eben Ausdruck christlicher Nächstenliebe sein.

Das weltweite Ausmaß der Pandemie vermittelt das Gefühl: Auch Gott hält Abstand, Abstand von unsrer Welt, in der sich alles überwiegend um‘s Schneller, Höher, Weiter dreht. Auch wenn die Welt gewiss in Vielem anders sein sollte, ist es doch unbegreiflich, dass Gott es zulässt, dass eine Katastrophe solchen Ausmaßes über die ganze Menschheit hereinbricht. Hat er nicht einst verheißen: „Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen“? Die Sinflutgeschichte schildert das. Die vielen Fragen, die sich nun auftun, die Gedanken und Klagen, die sich im Kopf stapeln, unsre Sorgen und Ängste, unsre Wut, darf man nicht einfach beiseiteschieben. Ich finde, man muss all das ernstnehmen.

„Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Mit dieser Botschaft schlägt der Prophet Jesaja in der Schlussrede seines Buches ganz andere Töne an und meint: Gott hält nicht Abstand. Gott ist uns so nahe, wie eine Mutter, die ihr Kind in den Armen wiegt und tröstet, stillt und beruhigt. Ein Bild, das in der gegenwärtigen Situation genau meine Sehnsucht trifft. Zwischen all den Gedanken und Fragen, den Nachrichten und Bildern sehne ich mich nach Trost und Halt.

„Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Dieses Urbild eines sicheren Ortes an der Brust der Mutter, eines Ortes, wo ich auch in Gefahr geborgen bin, spricht nicht nur mich an. Ich bin mir sicher, dass auch viele andere sich gerade nach solcher Geborgenheit und Nähe sehnen.

„Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Ein schönes Bild, denke ich. Schöne Worte. Aber was hilft das jetzt. Kann mich Gott trösten, jetzt in dieser Not?

Um eine Antwort zu finden, hilft mir ein Blick auf Martin Luther. Immer wieder hat er Menschen, denen es schlecht ging, Briefe geschrieben. Und in all diesen Briefen wurde deutlich, dass Luther das Leid und Unglück der Menschen nicht wegdiskutiert. Er hat es ernst genommen. Aber in fast jedem Brief ermutigte er die Adressaten, nicht bei der eigenen Erfahrung stehen zu bleiben. Er legt ihnen ans Herz, die Schrift zu lesen und zu beten.

So wird die Not hineingenommen in eine Wirklichkeit, die über die momentane Situation hinausgeht. Wer in der Bibel liest und betet, der taucht ganz anders ein in die Gegenwart Gottes, der erfährt nach und nach, was hinter den Bildern und Worten steckt, was es heißt: „Ich will euch trösten“.

In der Bibel zu lesen und zu beten, hierzu laden wir Sie in den folgenden Wochen mit der Aktion zum Abendläuten ein. Wir wollen Sie damit unterstützen, Tag für Tag über die eigene Ängsten, Sorgen, Nöte hinauszuschauen auf Gott. Wir wollen Sie damit unterstützen, Trost zu finden.

Gebet

Ewiger Gott,
wie verzagt ist meine Seele, und wie unruhig ist mein Herz!
Du sagst: Ich will euch trösten wie einen seine Mutter tröstet.
Ich möchte deinen Worten glauben. Stehe mir und meinen Lieben bei mit deinem Trost. Nimm alle Unruhe und Verzagtheit von mir.

Die Not vieler Menschen steht mir vor Augen. Ich bitte:
für alle, die schwer krank sind und den Tod vor Augen haben,
für alle, die nicht ein noch aus wissen vor Sorgen und Überforderung,
für alle, die ihre eigene Gesundheit zum Wohl der anderen riskieren,
für alle, die einsam sind,

für alle, die auf der Flucht sind und Schutz suchen,

> Stille

Auch, wenn ich nicht erkenne, wie du meine Bitte erhörst,
so lass mich doch an dir festhalten.

 

Segensbitte

Segne uns, o Gott du Tröster,
segne uns mit deinem Licht,
verlass uns auch im Dunkel nicht!

Amen.

Autor: Pfarrer Gottfried Kaeppel,
Happurg 21.03.20