Kirchengemeinden Happurg und Kainsbach

Evangelisch-Lutherische Kirche

St. Georgskirche

Als Patronatsherren der Kirche haben die Nürnberger Patrizierfamilien vor allem im 18. Jahrhundert dafür gesorgt, aus dem ehemaligen kleinen Kirchlein mit gotischem Chor ein wahres Schmuckstück zu machen Betreten wir das Innere der Kirche, so sind wir überrascht von der Weite und Größe dieses Baues. Unsere Blicke nimmt freilich sofort der Hochaltar gefangen: eine barocke Anlage in warmen Gold- und Brauntönen. Vier Säulen mit korinthisierenden Kapitellen tragen im Aufsatz die schön geschnitzten Figuren von Glaube, Liebe und Hoffnung. Über steigenden Voluten und Ranken schwebt dann gleichsam als Krone das Symbol des dreieinigen Gottes, von Engeln anbetend gehalten. Zwischen den Säulen hindurch geht unser Blick auf die Abendmahlsszene. Joh. Chr. Reich hat mit der länglichen Perspektive eine außergewöhnliche Darstellungsform gewählt, auf dies Weise aber dem ganzen Chorraum noch mehr Tiefe verliehen. An der Predella lesen wir: Dies hohe Mahl hier wohl ergötzt, von Jesu Christo eingesetzt. Aus den großen Buchstaben ergibt sich die Jahreszahl 1725. Schon damals war man sich bewusst, was Zentrum des christlichen Gottesdienstes zu sein hatte: das Mahl Jesu als Mahl der Gemeinschaft, der Vergebung, der Freude und auch als Zeichen der zukünftigen Herrlichkeit. Nur über dieses Mahl, über die Gemeinschaft mit Christus ist der Zugang zu Gott zu gewinnen, das wollte wohl der Künstler mit seiner Arbeit ausdrücken. Kirche-Pflaumer low

Betreten wir den Chorraum, sehen wir neben einer in ihrer Drehung sehr schön gestalteten Georgsstatue an de Nordseite zwei alte Glasgemälde im südlichen Chorfenster mit den Namenspatronen der Kirche, Maria und Georg. Diese Arbeiten dürften die ältesten noch erhaltenen Kunstgegenstände in der Kirche sein; sie stammen aus dem 14. Jahrhundert. Erwähnenswert ist noch der lebensgroße Christus aus dem 17. Jahrhundert über dem Eingang zur Sakristei. Von der Sakristei bringt uns ein Mauerdurchstich zur Kanzel, einer prachtvollen Arbeit von 1782. Die strenge und klare Linienführung in hellen Brauntönen wird aufgelockert von goldenem Muschelwerk und Blumengirlanden. Über dem ganzen eine Wolke, nur noch in Gold und Silber gehalten, in der eine Taube, Symbol des Hl. Geistes, herabschwebt, ausgesandt von Gott dem Vater, dessen Unsichtbarkeit hier wieder mit dem Dreifaltigkeitszeichen im Strahlenkranz angedeutet wird.

Auch an der Orgel wiederholt sich dieses in seiner Schlichtheit so ansprechende Lauf- und Muschelwerk. Über dem Chorbogen erblicken wir das Nürnberger Landpflegeamtswappen, umgeben von den Wappen der fünf Nürnberger Landpfleger: Ebner, Harsdörffer, Löffelholz, Behaim und Tucher. Den Abschluss bildet das Wappen des Pflegers von Reicheneck, der ja auch eine eigene Herrschaftsempore gegenüber der Kanzel hatte. In den Brüstungsfeldern der beiden Emporen finden wir Szenen aus dem Leben Jesu, von der Geburt über die Kreuzigung bis zur Auferstehung und Himmelfahrt, gemalt von den damals bekannten Kirchenmalern Joh. Ch. Reich und seinem Sohn Friedrich.

Bei der letzten Renovierung 1961 hat man eine glückliche Hand bewiesen. Die Decke mit ihrem flachen Tonnengewölbe wurde von den erst später aufgetragenen Gemälden befreit und ist heute mit ihrem hellen, weichem Weiß und den zarten Pastelltönen des feinen Blumenstuckes ein wirklich gelungener Abschluss. Neu angeschafft wurde 1981 das Lesepult, eigens für diese Kirche im barocken Stil entworfen und von dem Südtiroler Künstler H. J. Runggaldier so ausgeführt, dass es sich der ausgewogenen Komposition von Altar, Kanzel und Kirchenraum anpasst. Ein Engel, kniend auf silberner Wolke, trägt auf goldenen Voluten und Ranken die Bibel, als Zeichen dafür, dass nicht der Bote selbst, sondern die Botschaft Gottes, sein Evangelium, das Entscheidende ist.

Es ist eine glückliche Ruhe, die dieser Raum verströmt. Mitten im Getriebe unserer Zeit eine lichte, man möchte fast sagen weltabgeschiedene Insel, die zur Betrachtung und zum Gebet einlädt; darüber hinaus ein Wahrzeichen hoher Kunst auch in einem kleinen Marktflecken, der Happurg früher einmal war, ein Kleinod, gerade wegen seiner Schlichtheit und Ausgewogenheit.

Text: Pfarrer Wolfram Schiffner
Zeichnung: Pflaumer