Kirchengemeinden Happurg und Kainsbach

Evangelisch-Lutherische Kirche

Abendgebet 14 Trinitatis

 Kirche Kainsbach

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Lied EG 511: Weißt du, wie viel Sternlein stehen
unterstütz von Posaunenchorbläsern aus deren Fenstern

  1. Weißt du, wie viel Sternlein stehen an dem blauen Himmelszelt? Weißt du, wie viel Wolken gehen weithin über alle Welt? Gott der Herr hat sie gezählet, dass ihm auch nicht eines fehlet an der ganzen großen Zahl.

  2. Weißt du, wie viel Mücklein spielen in der heißen Sonnenglut, wie viel Fischlein auch sich kühlen in der hellen Wasserflut? Gott der Herr rief sie mit Namen, dass sie all ins Leben kamen, dass sie nun so fröhlich sind.

  3. Weißt du, wie viel Kinder frühe stehn aus ihrem Bettlein auf, dass sie ohne Sorg und Mühe fröhlich sind im Tageslauf? Gott im Himmel hat an allen seine Lust, sein Wohlgefallen; kennt auch dich und hat dich lieb.

Kerze anzünden und auf den Tisch stellen

 

Gebet

 

Diesen Tag, Gott, haben wir von dir empfangen.

Wir danken dir für das Geschenk des Lebens und das Geschenk der Zeit.

Alles, was heute gewesen ist, geben wir dir zurück, und bitten dich: Wandle es in Segen.

Bewahre uns und alles in deinem Frieden.

Durch Jesus Christus.

Amen.

Lesung: Mose 6, 22-27 (Der „Aaronitische Segen“)

Der HERR redete mit Mose und sprach:

Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet: 

Der HERR segne dich und behüte dich; 

der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;

der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. 

So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne.

Predigt zur Lesung

Liebe Gemeinde,

als ich noch ein kleiner Bub war und ab und zu einen Gottesdienst erlebte, hat mich der Segen immer beeindruckt. Insbesondere, wenn unser Pfarrer dazu die Hände erhoben hat. Daran erinnere ich mich noch gut. Der Segen hat mich immer sehr berührt – obwohl ich doch gar nicht hätte sagen können, was das eigentlich ist, was mich so anspricht. Aber Segen habe ich schon als Kind als eine Gottesgabe empfunden.

Nur, was gibt eigentlich der Segen?

In der Zeit des Alten Testaments hat man bei Segen vor allem an eine gute Ernte, an eine Familie und an Kinder gedacht. Gesegnet war, wer nicht allein war, zu essen hatte, und viele Nachkommen besaß.

Der Aaronitische Segen, der im 4. Buch Mose steht, ist allerdings nicht so konkret. Er beschreibt Segen eher mit einem Bild. Segen ist, wo Gottes Angesicht über uns leuchtet, wo unser Herz ruhig wird und wir Frieden finden.

Und Jesus hat zu dem, was Gottes Segen bedeutet, noch einmal Neues gesagt.

Das kann man am besten am Vaterunser sehen, das für mich wie eine große Segensbitte ist.

Das erste, was das Vaterunser deutlich macht, ist:

Beim Segen Gottes geht es immer um ein Wir.

Das sieht man schon am ersten Wort des Vaterunsers. Es beginnt nicht mit: „Mein Vater im Himmel“, sondern mit „Unser Vater im Himmel“. Und nach dieser Anrede werden dann auch nicht die aktuellen Nöte des Menschen ins Gebet gefasst. Vielmehr werden zuerst Gottes Nöte zum Thema: Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme – ein Reich, in dem Menschen nicht einander das Knie in den Nacken drücken, sondern einander respektieren. Dein Wille geschehe – nicht mein Wille, der zuerst das Eigene sucht, sondern Gottes Wille, der das Wohl aller im Blick hat. Das sind die ersten Bitten des Vaterunsers.

Beim Segen Gottes geht es immer um ein Wir. Bleiben wir noch einmal beim Vaterunser. Die erste Bitte, die sich auf uns Menschen bezieht lautet ja auch: Unser tägliches Brot gib uns heute. Die ersten Gemeinden nach Jesu Tod und Aufer­stehung sind immer bewundert worden, weil man alles mit­einander geteilt hat. Das hat mit diesem „Unser“ zu tun. Viele reden von einem urchristlichen Kommunismus. Das ist sicher nicht ganz richtig. Wenn, dann haben die ersten Jüngerinnen und Jünger Jesu eine Art Kommunismus gelebt, der aber immer verbunden gewesen ist mit dem Recht auf Eigentum. Im Vaterunser bitte ich jedenfalls, wenn ich es bete, nicht nur um mein tägliches Brot, sondern um unser tägliches Brot. Die Bitte des Vaterunsers gilt für uns alle, die wir es gemeinsam beten – gleich ob wir reich oder arm sind.

Das hat dann dazu geführt, dass die ersten Christen vieles von dem, was sie besessen haben, auch geteilt haben. Wer hatte, gab auch. Segen braucht ein Wir, das gefühlt und gelebt wird.

Der erste Ort des Segens ist das Wir – und ich erlebe immer wieder, wie auch in Kirchengemeinden Nachbarschaftshilfe blüht und man aneinander denkt. Auch, weil man gemeinsam in Jesu Gegenwart vor dem Altar steht und Brot und Wein teilt.

Beim Segen geht es um das Wir. Auch um das Wir der Gemeinde.

Konkret bedeutet das unter anderem: Es geht auch ums Teilen – unser tägliches Brot gib uns heute.

Und ums Vergeben – wie auch wir vergeben unseren Schuldigern, heißt es im Vaterunser.

All dies klingt im Aaronitischen Segen bereits an, wenn es dort heißt: Gott gebe euch Frieden.

Ein zweites und letztes, will ich noch ergänzen:

Segen ist deshalb unlösbar damit verbunden, zu lernen, dass nicht wir die Mitte und das Maß unseres Lebens sind.

Dem Vaterunser geht es vor allem ums Wir und um Gott. Der Aaronitische Segen aus dem 4. Buch Mose sagt: Gottes Segen ist, wo sein Angesicht über uns leuchtet, wo wir auf Gott blicken.

Reich wird unser Leben, wo wir genug haben, wo wir „genüg­sam“ sind und sagen können: für mich langt es hin. Alles ist gut. Ich kann mich jetzt auch um die anderen sorgen. Gott braucht mich.

Segen liegt auf einem Leben, in dem das Wir stimmt – in der Familie, in der Gemeinde, im Freundeskreis, und in der Gesellschaft. Segen liegt auf einem Leben, das nicht von Wünschen getrieben wird, sondern das Zufriedenheit gelernt hat. Einfachheit. Und Dankbarkeit.

Segen liegt auf einem Leben, das Gott vertraut. Das sein Angesicht leuchten sieht, und sich deswegen nicht mehr ängstigt.


Der Friede Gottes …

Lied - Gebet

Die Sonne sinkt, so kehren wir, Gott, unser Vater, ein bei dir, und legen alles Glück und Schmerz in Dank und Demut dir ans Herz.

Wenn nun die Nacht herab sich senkt und Dunkel in die Seele drängt, lass freundlich leuchten uns dein Licht in deines Sohnes Angesicht.

Drei-Einer, unser Leben lang sei Ehre dir und Lobgesang.

(Abendlied von Christian Schmidt, die Strophen 1, 2 und 4a.)

Amen.

Vater unser …

Segenswunsch

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

Autor: Dr. Konrad Müller
  Nürnberg 06.06.20