Kirchengemeinden Happurg und Kainsbach

Evangelisch-Lutherische Kirche

Abendgebet 13 Pfingsten

 Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.

Orgel

 

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Entzünden einer Kerze

 

Lied mit Bläsern vom Fenster


in Happurg:
Evangelisches Gesangbuch Lied 564
Komm, Heilger Geist, mit deiner Kraft...“

in Kainsbach: Evangelisches Gesangbuch Lied 599
Kommt herbei, singt dem Herrn



Eröffnung

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen.

Fünfzig Tage liegt Ostern nun schon zurück und erst heute an Pfingsten konnten wir in unsrer Happurger Kirche die neue Osterkerze anzünden. Auch jetzt noch ist die Kerze mit ihrer kleinen zarten Flamme ein starkes Zeichen für mich, eines, das Gottes Kraft sinnenfällig macht: Gott ist stärker. Sein Licht setzt sich durch. Nicht die zerstörenden Kräfte, nicht das Virus, sondern Gottes fröhliches Lachen weckt Hoffnung. Das Licht seiner frohen Botschaft, so zart es erscheint, trägt mich durch diese Tage. Noch hoffen wir, noch warten wir auf bessere Zeiten ohne Corona – auch noch fünfzig Tage nach Ostern. Aber wir hoffen ganz sicher nicht umsonst, wenn wir uns Gott anvertrauen. Ein kleiner Liedvers sagt in wenigen Worten ganz treffend, warum es sich lohnt, auf Gott zu setzen:

„Du verwandelst meine Trauer in Freude.
Du verwandelst meine Ängste in Mut.
Du verwandelst meine Sorge in Zuversicht.
Guter Gott, du verwandelst mich.“
          

Ich vertraue darauf. Hab Dank dafür! Amen.

 (Quelle Liedvers: Gruppe Liturgie, aus Menschenskinderlieder)

Lesung Apostelgeschichte 2,1-21

Es kam der Pfingsttag. Alle, die zu Jesus gehört hatten, waren an einem Ort versammelt. Plötzlich kam vom Himmel her ein Rauschen wie von einem starken Wind. Das Rauschen erfüllte das ganze Haus, in dem sie sich aufhielten. Dann erschien ihnen etwas wie züngelnde Flammen. Die verteilten sich und ließen sich auf jedem Einzelnen von ihnen nieder. Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt. Sie begannen, in fremden Sprachen zu reden – ganz so, wie der Geist es ihnen eingab.

In Jerusalem lebten auch fromme Juden aus aller Welt, die sich hier niedergelassen hatten. Als das Rauschen einsetzte, strömten sie zusammen. Sie waren verstört, denn jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Erstaunt und verwundert sagten sie: »Sind das denn nicht alles Leute aus Galiläa, die hier reden? Wie kommt es, dass jeder von uns sie in seiner Muttersprache reden hört? Wir kommen aus Persien, Medien und Elam. Wir stammen aus Mesopotamien, Judäa, Kappadozien, aus Pontus und der Provinz Asien, aus Phrygien und Pamphylien. Aus Ägypten und der Gegend von Zyrene in Libyen, ja sogar aus Rom sind Besucher hier. Wir sind Juden von Geburt an und Fremde, die zum jüdischen Glauben übergetreten sind. Auch Kreter und Araber sind dabei. Wir alle hören diese Leute in unseren eigenen Sprachen erzählen, was Gott Großes getan hat.« Erstaunt und ratlos sagte einer zum anderen: »Was hat das wohl zu bedeuten?« Wieder andere spotteten: »Die haben zu viel neuen Wein getrunken!«

Da trat Petrus vor die Menge und mit ihm die anderen elf Apostel. Mit lauter Stimme rief er ihnen zu:

»Ihr Männer von Judäa! Bewohner von Jerusalem! Lasst euch erklären, was hier vorgeht, und hört mir gut zu! Diese Leute sind nicht betrunken, wie ihr meint. Es ist ja erst die dritte Stunde des Tages. Nein, was hier geschieht, hat der Prophet Joel vorhergesagt: ›Gott spricht: Das wird in den letzten Tagen geschehen: Ich werde meinen Geist über alle Menschen ausgießen. Eure Söhne und eure Töchter werden als Propheten reden. Eure jungen Männer werden Visionen schauen und eure Alten von Gott gesandte Träume träumen. Über alle, die mir dienen, Männer und Frauen, werde ich in diesen Tagen meinen Geist ausgießen. Und sie werden als Propheten reden. Ich werde Wunder tun droben am Himmel. Und ich werde Zeichen erscheinen lassen unten auf der Erde: Blut und Feuer und dichte Rauchwolken. Die Sonne wird sich verfinstern, und der Mond wird sich in Blut verwandeln.

Dies alles geschieht, bevor der große und prächtige Tag des Herrn anbricht.
Jeder, der dann den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden!‹

Predigt zur Lesung von Gottfried Kaeppel

Liebe Gemeinde,

wenn ich Pfingsten höre, woran denke ich da? Denk ich an die Ferien, ans Wegfahren irgendwohin, wo man schön Urlaub machen kann? Oder denke ich an das sonnige schöne Wetter, das zum Wandern einlädt?
Denk ich auch ans Fest der Kirche? Pfingsten ist ja das dritte Hauptfest im Kirchenjahr, das Fest, an dem der Geburtstag der Kirche gefeiert wird.
Nur leider sind die Kirchen an diesem Festtag nicht mehr so voll wie an Weihnachten oder Ostern. Und wegen Corona dürfen sie auch leider gar nicht so voll sein, wie sie Menschen fassen könnte.
Pfingsten hat es also schwer mit den festlichen Gefühlen. 

Trotzdem ist es gut, dass wir Pfingsten feiern. Denn dieses Fest erinnert uns an einen wichtigen Aspekt: Ohne die Gabe des Geistes gäbe es keine Christenheit auf der Erde. Dass viele Menschen vor unsrer Zeit glaubten, dass ich glaube, das ist ein Wunder des Geistes. Es ist ein Wunder, das ich nicht durch eigene Vernunft und Kraft steuern kann. Der Geist, der uns bewegt, kommt von Gott und überwindet und zerbricht Barrrieren. Alle werden aufgesucht von ihm: Verwirrte und Vereinsamte, Zerstreute und Zweifelnde, Kranke wie Gesunde. Auch die Sprache ist keine Barriere für ihn. Auch der geheime Rückzug in ein Versteck ist keine Barriere. Aus Angst zogen sich doch die ersten Christen zurück. Nachdem Jesus so grausam am Kreuz hat sterben müssen, hatten sie Angst. Aber der Geist Gottes lässt sie an die Öffentlichkeit treten und öffentlich bezeugen. Die Apostelgeschichte berichtet davon: „Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen“. Die Angst war verfolgen. Der Geist Gottes hatte ihnen Mut gemacht. Da merkten die Zwölf: Sie sind nicht nur beauftragt, in alle Welt zu gehen und alle Völker zu lehren und zu taufen. Sie werden für diese Aufgabe auch gestärkt und zugerüstet.

„Komm, Heilger Geist, mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.“ Gerade in den Wochen und Monaten von Corona könne wir diese Kraft brauchen. Erfahren wir doch aus der Pfingstgeschichte, dass es nicht auf unsere Vernunft noch Kraft ankommt, um die Herausforderungen von Corona zu stemmen. Es gibt einen, der bis in unsre Herzen hineinwirkt und der uns Kraft gibt, der uns Mut macht, neuen Lebensmut macht.

„Komm, Heilger Geist, mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.“ Es ist gut, wenn wir nicht allein auf unsere Kraft setzen, sondern Gott immer wieder bitten, uns mit seiner Kraft zu stärken und dort zu verbinden, wo Abstand herrscht und tiefe Gräben sind.
Tiefe Gräben: Diese Metapher lässt mich an verschiedene Bilder denken. Oben auf sind derzeit die Bilder aus Nordamerika, Bilder von Gewalt und Feuer, von aufgebrachten Menschen, von wütenden Demonstranten. Es sind Bilder, die mich betroffen machen und die ahnen lassen, wie groß doch die Gräben in einem Land sein können. Es gibt aber auch tiefe Gräben, die keiner sieht, Gräben zwischen Menschen, die sich eigentlich nahestehen, die aber Streit, Unverständnis oder Eifersucht auseinander-getrieben hat. Gottes Geist kommt, um Gräben zu überwinden, Barrieren niederzureißen. Gottes Geist kommt, um das Miteinander zu erneuern.

Wir können viel schaffen. Aber aus eigener Vernunft und Kraft schaffen wir nicht alles. Pfingsten erinnert uns daran, wie nötig wir Gottes Geist haben, den Geist, der neue Hoffnung wachsen lässt. Und unsere Welt hat Hoffnungen bitter nötig: Wir brauchen Hoffnung, um durchzuhalten; Hoffnung, dass die Suche nach den rechten Medikamenten Menschen verbindet; Hoffnung, dass die nächste Welle sanft verläuft: Hoffnung, dass wir eine gute Zukunft haben ohne Corona.

Der Geist Gottes lässt neue Hoffnung wachsen. Die Apostelgeschichte untermauert diesen Gedanken mit dem Verweis auf den Propheten Joel: „Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; ... Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden... Und es soll geschehen: Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.“

Der Geist Gottes lässt neue Hoffnung wachsen für alle Menschen, für Große und Kleine, Alte und Junge. Sie alle werden hineingenommen in die grundlegende Erneuerung, die Gott den Menschen gibt. Für die Apostel-geschichte haben jene letzten Tage, wo Gottes Geist so hoffnungsvoll wirkt, schon mit Pfingsten begonnen. Und wer den Namen des Herrn Jesus anruft, der darf wissen, dass Gott ihn nicht im Stich lässt, sondern, dass Gott ihm Hoffnung schenken möchte und Kraft und Mut, Hoffnung für ein Leben mit Gott, für ein Leben, dem die Stürme der Zeit nichts anhaben können. Wer auf das Kreuz schaut und auf die Auferstehung, der darf wissen: Wo ich in Jesu Namen Gott etwas bitte, wo ich ihn in Jesu Namen anrufe, wird es nicht umsonst sein. Gott hält zu mir, zu dir, zu uns und er wirkt mitten unter uns.

Gebet

Atme in mir, Heilige Geistkraft, dass ich Heiliges denke.
Treibe mich, Heilige Geistkraft, dass ich Heiliges tue.
Locke mich, Heilige Geistkraft, dass ich Heiliges liebe.
Stärke mich, Heilige Geistkraft, dass ich Heiliges hüte.
Hüte mich, Heilige Geistkraft, dass ich Heiliges nimmer verliere.   (Quelle unbekannt)

> Stille

Vater unser...


Segensbitte

 

Der gütige Gott, der die Jünger durch die Eingießung des Heiligen Geistes erleuchtet, der segne dich und schenke dir den Reichtum seiner Gaben.
Jenes Feuer, das in vielen Zungen auf die Jünger herabkam, reinige dein Herz und entzünde in dir die göttliche Liebe. Der Heilige Geist, der die vielen Sprachen im Bekenntnis des Glaubens geeint hat, festige dich in der Wahrheit und führe dich vom Glauben zum Schauen. Das gewähre dir der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

Autor: Pfarrer Gottfried Kaeppel
  Happurg 31.05.20