Kirchengemeinden Happurg und Kainsbach

Evangelisch-Lutherische Kirche

Abendgebet 9 Kantate

 Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.

Orgel
Chor: Cantiamo

 

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Entzünden einer Kerze

 

Lied mit Bläsern vom Fenster


in Happurg:
Evangelisches Gesangbuch Lied 600 „Singt Gott, unserm Herrn“

Singt Gott, unserm Herrn, singt ihm neue Lieder.
Singt Gott, unserm Herrn, singt ihm neue Lieder.
Singt Gott, unserm Herrn, singt ihm neue Lieder.
Singt Gott, unserm Herrn, singt Gott unserm Herrn.

in Kainsbach: Taizé-Lied „Singt dem Herrn ein neues Lied“

Singt dem Herrn ein neues Lied! Lobsingt ihm allezeit, lobsingt ihm allezeit.


Eröffnung

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen.

Neue und alte Lieder wollen wir dir singen, o Gott,
denn unser Glaube lebt in diesen Liedern,
die wir dir singen, als deine Gemeinde.

In diesen Tagen jedoch sind hier bei uns und auch an zahllosen Orten
dieser Erde viele Münder verschlossen, viele Instrumente verstummt.
In der Stille bringen wir vor dich, was uns bewegt.

> Stille, Raum für eigenes stilles Gebet

Wir sehnen uns nach frohen Stunden mit frohen Liedern.
Komm uns entgegen mit deiner Kraft.

Amen.

 

Lied: Katrin Heidner mit dem Gospel: Wade in the water

 


Lesung 2. Chronik 5,2-5.12-14

Da versammelte Salomo alle Ältesten Israels, alle Häupter der Stämme und die Fürsten der Sippen Israels in Jerusalem, damit sie die Lade des Bundes des HERRN hinaufbrächten aus der Stadt Davids, das ist Zion. Und es versammelten sich beim König alle Männer Israels zum Fest, das im siebenten Monat ist. Und es kamen alle Ältesten Israels, und die Leviten hoben die Lade auf und brachten sie hinauf samt der Stiftshütte und allem heiligen Gerät, das in der Stiftshütte war; es brachten sie hinauf die Priester und Leviten. ... Und alle Leviten, die Sänger waren, nämlich Asaf, Heman und Jedutun und ihre Söhne und Brüder, angetan mit feiner Leinwand, standen östlich vom Altar mit Zimbeln, Psaltern und Harfen und bei ihnen hundertzwanzig Priester, die mit Trompeten bliesen. Und es war, als wäre es einer, der trompetete und sänge, als hörte man eine Stimme loben und danken dem HERRN. Und als sich die Stimme der Trompeten, Zimbeln und Saitenspiele erhob und man den HERRN lobte: »Er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewig«, da wurde das Haus erfüllt mit einer Wolke, als das Haus des HERRN, sodass die Priester nicht zum Dienst hinzutreten konnten wegen der Wolke; denn die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus Gottes.

Predigt zur Lesung von Gottfried Kaeppel

Liebe Gemeinde,

der erste Eindruck ist immer entscheidend, sagt man. Wer da schon nicht glänzt, hat schlechte Karten. Mit dieser Herausforderung müssen Musiker wie Schriftsteller, Künstler wie Youtube-Stars leben. Denn Clips, die mich nicht gleich überzeugen, klicke ich weg, Zeitungsartikel, die mich nicht packen, überblättere ich schneller als ich sie aufgeschlagen habe, Bücher, die mich schon auf den ersten Seiten langweilen, verschwinden ins Regal oder anderswohin.

Ein persönliches Erlebnis hat mich aber eines Besseren belehrt: Mein erstes Karl-May-Buch, ein dickes Buch mit allen drei Winnetou-Bänden, habe ich als Kind aus lauter Frust sogar die Treppe hinuntergeworfen. Und dann habe ich doch wieder hineingeguckt. Warum, weiß ich nicht mehr so genau. Vermutlich tat ich es, weil meine Großmutter mir das Buch geschenkt hatte. Und dann habe mich doch durch die ersten langatmigen Seiten hindurchgebissen. Hernach konnte ich den Schinken bis zur letzten Seite nicht mehr weglegen und habe noch etliche andere Bücher des Autors gelesen, ja regelrecht verschlungen.

Manchmal lohnt es sich, länger dran zu bleiben. So ist das auch mit unserem heutigen Predigttext. Arg mitfortreißend ist die Schilderung der Tempelweihe in Jerusalem nicht. Sie verliert sich in Details und langatmige Aufzählungen. Wenn man jedoch genauer hinsieht, fällt einem so manches auf und es lohnt sich dranzubleiben.

Zum Beispiel entdecke ich, dass Frauen in dem Text zur Tempelweihe mit keiner Silbe erwähnt werden. Nur von Männern, Söhnen oder Brüdern ist die Rede. Warum aber wurden die Frauen ausgeklammert? Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei der Einweihung eines so eindrucksvollen Gebäudes wie dem Tempel von Jerusalem keine Frauen anwesend waren. Tempelweihefeste glichen doch bestimmt eher einem Volksfest. Da war alles auf den Beinen, eben die ganze Gemeinde Israels, Frauen wie Männer und auch der König und alle, die in der Politik Rang und Namen hatten. Warum aber werden nur Männer erwähnt? Vermutlich, weil der Tempel damals als männerzentrierte Institution in den Mittelpunkt des Chronikbuches gestellt wurde. Zum Glück ist das heute anders. Wenn wir in unsrer Kirche ein Fest feiern und es gäbe einen Zeitungsartikel darüber, wäre auch von Frauen die Rede und davon, dass nicht nur Männer an ihren Blasinstrumenten im Chorraum sitzen. Oder es wäre vom hellen Klang unseres Frauenchors Cantiamo und den gemischten Stimmen des Kainsbacher Singkreises die Rede. Die Mischung mit all unseren Unterschiedlichkeiten, mit hohen und tiefen Stimmfarben, mit männlichen und weiblichen Perspektiven belebt unser Miteinander, macht es reich. Beim Singen und Musizieren wird das besonders greifbar. Und wenn ich so darüber nachdenke, merke ich, wie sehr ich es vermisse, dieses gelebte und gefeierte Miteinander in diesen Tagen von Corona. Auch wenn wir bald wieder in unsren Gemeinden zu Gottesdiensten zusammenkommen, so werden wir doch wegen der Infektionsgefahr das gemeinsame Singen weiter vermissen.

Aber genau das Singen und Musizieren miteinander war doch der entscheidende Moment in Jerusalem. So wird es zumindest im Chronikbuch geschildert. Da war die Luft erfüllt von Posaunenklängen wie bei einem Bezirksposaunentag mit 120 Bläsern, dazu noch Zimbeln und Harfen und der Gesang, mit dem die Gemeinde einmütig Gott lobte: „Er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewig“, sang sie. Und dabei, so wird erzählt, sei das Haus erfüllt gewesen mit einer Wolke. Wer noch die Geschichte vom Auszug der Israeliten aus Ägypten im Ohr hat, der kennt die Wolke schon vom Berg Sinai als Zeichen von Gottes Gegenwart. Das, was sich damals am Berg Sinai ereignete, das ereignet sich hier erneut. Gott kommt und gedenkt seines Bundes mit Israel. Und die Pointe dieser Schilderung kommt anschließend: Weil Gott mit einer Wolke das Haus erfüllte, konnten die Priester ihren Opferdienst nicht fortsetzen. Gott durchbricht also ihr Handeln. Läuft quer zum gewohnten Plan, stoppt es. Darauf zielt die Schilderung ab. Nicht die Opfer lassen Gott antworten, sondern die durch Musik und Gesang gelebte Gemeinschaft.

So verbirgt sich in diesem Text auch eine Kritik am Gottesdienst – ganz egal ob es eine Andacht zuhause ist oder ein festlicher Gottesdienst in der Kirche. Auch uns heute lässt der Text danach fragen, was denn das Ziel unseres Gottesdienstes sei? Was soll denn eine solche Feier? Geht es einfach nur um eine Entspannung mitten im Alltag oder um die Lust an dem, was Menschen geplant haben, die durchdachte Inszenierung, die Selbstdarstellung des Predigers oder anderer, die auftreten? Geht es um ansprechende Aktionen? Der Reformator Martin Luther hat seine Erkenntnis dazu so formuliert: Im Gottesdienst soll nichts anderes geschehen, „dann das unser lieber Herr selbst mit uns rede durch sein heiliges Wort und wir wiederum mit ihm reden durch Gebet und Lobgesang“. Nicht das Tun der Menschen, sondern Gott selbst steht im Mittelpunkt. Dass Gott selbst redet mit uns und wir antworten, darum geht es. Um dieses wechselseitige Gemeinschaftserlebnis geht es, um ein Gemeinschafts-erlebnis mit Gott und uns.

So gut es ist, dass wir mithilfe der modernen Medien derzeit auch Andachten und Gottesdienste zuhause in den eigenen vier Wänden feiern können, so gut es ist, dass wir im Erlebnis der Natur uns Gott nahe fühlen können, ersetzen kann aber all das jenes Gemeinschafts-erlebnis in der Kirche nicht. Unsere Fußballfans, die eine ähnliche Fastenzeit durchmachen, wissen, wovon ich rede.

Berichte aus Italien schildern, wie Menschen singend und muszierend von ihren Balkonen trotz Abstand verbunden sein konnten. Wer singt und musiziert kann auch über Abstand hinweg Gemeinschaft erleben. Unsere Posaunenchorbläser möchten Sie Sonntag für Sonntag das erleben lassen. Von ihren Fenstern und Balkonen laden sie Sie mit ihren Klängen ein, Gott zu singen. Und wenn Sie sich anstecken lassen und singen, tun sie das nicht alleine, sondern mit vielen anderen, zwar an unterschiedlichen Orten, aber zur selben Zeit. Das alles tun wir in der Hoffnung, dass wir alle etwas von diesem besonderen Gemeinschaftserlebnis mit Gott erleben können. Planen können wir das nicht, aber darauf hoffen können wir, Räume öffnen können wir.

Haben sie viel Freude am Singen! Und lassen Sie sich überraschen, wie Gott zu ihnen spricht, wenn wir uns zum Gotteslob anstecken lassen.


Gebet

Gott, du bist uns nahe, noch bevor wir zu dir kommen.

Du bist bei uns, noch bevor wir uns aufmachen zu dir.

Sieh unsere Sehnsucht nach Glück,
unseren Willen zum Guten und unser Versagen.

Erbarme dich unserer Armut und Leere.
Fülle sie mit deinem Leben,
mit deinem Glück, mit deiner Liebe.

Amen.
 

Lied: Bist zu uns wie ein Vater mit Klavierbegleitung K. Heidner

Segensbitte

 

Dreieiniger Gott,
wie eine Mutter bist du zu uns, die ihr Kind nie vergisst, oder wie ein Vater.
Immer bist du ansprechbar, in hellen wie in dunklen Stunden.
Hab Dank dafür. Segne mich und meine Lieben.
Schenk uns ein festes unerschütterliches Vertrauen auf deine Gegenwart.

Lob sei dir, dem Vater und dem Sohn,
lob sei dem Heil’gen Geist,
wie es von allem Anfang war,
jetzt und für alle Zeiten.
 

 

Musik mit Katrin Heidner

Autor: Pfarrer Gottfried Kaeppel
  Happurg 10.05.20