Kirchengemeinden Happurg und Kainsbach

Evangelisch-Lutherische Kirche

Abendgebet 6 Quasimodogeniti

Blueten

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Entzünden einer Kerze

 

Lied mit Posaunenchor: Der Mond ist aufgegangen
Evangelisches Gesangbuch 482,1-3.5

 

  • Der Mond ist aufgegangen, die goldnen Sternlein prangen, am Himmel hell und klar. Der Wald steht schwarz und schweiget und aus den Wiesen steiget, der weiße Nebel wunderbar.
  • Wie ist die Welt so stille und in der Dämmrung Hülle, so traulich und so hold als eine stille Kammer, wo ihr des Tages Jammer, verschlafen und vergessen sollt.
  • Seht ihr den Mond dort stehen, er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön. So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehn.
  • Gott, lass dein Heil uns schauen, auf nichts Vergänglichs trauen, nicht Eitelkeit uns freun; lass uns einfältig werden und vor dir hier auf Erden wie Kinder fromm und fröhlich sein.

Beginn


Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Psalm 116 in Auswahl aus Basisbibel (allein oder im Wechsel)


Ich liebe den HERRN, weil er mich hört.
Er hört mich, wenn ich um Gnade flehe.

Ja, er hat mir ein offenes Ohr geschenkt.
Zu ihm will ich rufen mein Leben lang.

Stricke haben mich umschlungen.
In Not und Kummer stecke ich fest.

Den Namen des HERRN will ich anrufen.
Ach, HERR, rette doch mein Leben!

Komm wieder zur Ruhe, meine Seele!
Denn der Herr hat dir Gutes getan.

Ja, du hast meine Seele gerettet.
So darf ich vor dem Herrn weiterleben –
überall im Land der Lebenden.

Ich will den Kelch des Heils erheben
und des HERRN Namen anrufen. Amen.

Wochenspruch aus 1. Petrus 1,3


Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

Predigt zu Jesaja 40,26-31


Liebe Gemeinde,

wer kennt es nicht, das Titellied der Sesamstraße?! „Der, die, das! Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt bleibt dumm!“ Auch wenn es schon fünfzig Jahre alt ist, auch wenn die eigene Kindheit schon etwas zurückliegt, vergisst man so ein Lied nicht. Es hat einen so eingängigen Text. Und es hat ja auch immer noch recht. Das Prinzip der Frage weitet den Horizont. Wer fragt, sucht das Gespräch. Wer fragt, bleibt nicht bei sich, sondern erwartet eine Antwort. Wer fragt, kommuniziert und setzt sich im Wechselspiel von Frage und Antwort mit seiner Umwelt auseinander. Das heißt im Umkehrschluss: Wer nicht fragt, kann an einem Gespräch kaum teilnehmen und sich Informationen kaum beschaffen. Für die soziale Kompetenz eines jeden Menschen ist deshalb das Fragenkönnen von grundlegender Bedeutung.

Grundlegend wichtig ist das Fragen, Schürfen und Suchen nach Antworten auch für den Glauben. Nur so setzt man sich mit seinem Glauben wirklich auseinander und versucht ihn zu verstehen. Denn den Glauben hat man nicht einfach. Er wächst, ist stets in Bewegung, sucht zu verstehen, was einen nicht loslässt. Unsren Glauben verstehen können, dieser Aufgabe widmet sich u.a. der Konfikurs. Die neun Konfirmanden, die heute eigentlich in unsrer St. Georgskirche vor dem Altar gesegnet und konfirmiert worden wären – wenn nicht Corona die ganze Planung durcheinander gebracht hätte –, haben sich zwei Jahre lang auf solchen Weg des Suchens und Fragens eingelassen. Ich hoffe, sie haben in den vielen Stunden gemerkt, dass überlieferte Glaubenssätze und Denkmuster hinterfragt werden dürfen, dass das Zweifeln nichts Schlechtes ist. Wenn Jugendliche alte Bräuche in Frage stellen wird es spannend. Da tauchen Fragen auf, wie diese: „Die Bibel ist doch so ein altes verstaubtes Buch. Warum lesen wir Christen immer noch darin? Gibt es nichts Spannenderes?“ Für sie ist es oft nicht so selbstverständlich, dass eine Religion wesentliche Impulse aus einem dicken alten Buch schöpft.

Unsere heutige Lesung aus dem Buch Jesaja hilft uns, einer Antwort auf die Spur zu kommen.

 

Jesaja 40,26-31:

Blickt nach oben! Schaut den Himmel an: Wer hat die unzähligen Sterne geschaffen? Er ist es! Er ruft sie, und sie kommen hervor; jeden nennt er mit seinem Namen. Kein einziger fehlt, wenn der starke und mächtige Gott sie antreten lässt. Ihr Nachkommen von Jakob, ihr Israeliten, warum behauptet ihr: »Der HERR weiß nicht, wie es uns geht! Es macht unserem Gott nichts aus, wenn wir Unrecht leiden müssen«? Begreift ihr denn nicht? Oder habt ihr es nie gehört? Der HERR ist der ewige Gott. Er ist der Schöpfer der Erde – auch die entferntesten Länder hat er gemacht. Er wird weder müde noch kraftlos. Seine Weisheit ist unendlich tief. Den Erschöpften gibt er neue Kraft, und die Schwachen macht er stark. Selbst junge Menschen ermüden und werden kraftlos, starke Männer stolpern und brechen zusammen. Aber alle, die ihre Hoffnung auf den HERRN setzen, bekommen neue Kraft. Sie sind wie Adler, denen mächtige Schwingen wachsen. Sie gehen und werden nicht müde, sie laufen und sind nicht erschöpft.

Dieser jahrtausendealte Text ist keineswegs verstaubt. Das merkt man schon nach diesen wenigen Zeilen. Da klingen Fragen an, die ganz aktuell sind. „Weiß Gott nicht wie es uns geht? Und wenn doch, warum macht es ihm dann nichts aus?“ Und zwischen die Fragen mischen sich Zweifel an Gott und seiner Kraft und Macht. Da sind Gedanken, Fragen und Gefühle, die uns heute genauso beschäftigen wie die Menschen damals. So sehr sich auch vieles geändert hat in der Welt, die grundlegenden Fragen sind doch immer die Gleichen. Wir würden heute vieles in andere Worte kleiden, aber von den Antworten, die die Menschen damals fanden, können wir noch heute zehren. Dem Zweifel und den Fragen, die die Menschen damals beschäftigten, stellt der Prophet Jesaja einen Perspektivenwechsel gegenüber. Er sagt: Blickt nach oben! Blickt weg von euren Sorgen, um die ihr ständig kreist, schaut woanders hin, nach oben. Da werdet ihr sehen, dass hier und da etwas von Gottes Kraft und Macht aufleuchtet. Er nennt die Sterne. Er bringt aber auch andere Vergleiche wie den Adler, der scheinbar mühelos dahingleitet. So wie der Adler mühelos dahingleitet, so könne auch der Glaube an Gott dem Menschen Flügel wachsen lassen.

Das war eine Perspektive, die den Menschen damals wohl nicht so leicht eingeleuchtet haben muss. Denn der Prophet wirft ihnen ja ziemlich ungeduldig vor, dass sie es einfach nicht begreifen, was er sagt. Es war für sie auch nicht so leicht nachzuvollziehen. Die Israeliten hatten ja den totalen Zusammenbruch ihrer Welt erlebt, sie hatten die Eroberung ihrer Heimat hinter sich und die Deportation nach Babylonien. Und in Babylonien bekamen sie täglich zu spüren, dass sie besiegt worden waren und dass sie als Entrechtete nichts mehr zählen. Wie sollten sie in so einer Situation dem Jesaja Glauben schenken, der ihnen weiß machen will: Gott habe sie nicht vergessen. Die Realität sah für sie anders aus.

Zum Glück gibt es ein Kinderlied, das man genauso wenig vergessen kann wie das Titellied von der Sesamstraße. Es geht so: „Weißt du wieviel Sternlein stehen?“ Dieses Lied singen Eltern ihren Kindern zum Schlafengehen ins Ohr, damit sie auch nachts nicht vergessen, was der Jesaja den Menschen damals ans Herz legen wollte: Weißt du wieviel Sternlein stehen an dem blauen Himmelszelt? Weißt du wieviel Wolken gehen über diese weite Welt? Das Lied lenkt unsren Blick nach oben und zeigt: Gott der Herr kennt sie alle mit Namen - und dann wieder nach unten mit der Botschaft: dich kennt er auch und hat dich lieb. Hab also keine Furcht. Vertraue Gott, der so viel größer ist als alles. Denn du wirst sehen, alle, die ihm vertrauen, „bekommen neue Kraft. Sie sind wie Adler, denen mächtige Schwingen wachsen. Sie gehen und werden nicht müde, sie laufen und sind nicht erschöpft.“

 

Lied: Weißt du wieviel Sternlein stehen? Evangelisches Gesangbuch 511

 

Gebet


Wir blicken auf zu dir, Gott, und rufen dich an.

Ungewissheit und Angst erfüllen in diesen Tagen unsere Gedanken.

Wir sind in Sorge. Wir sorgen uns um unsere Lieben.
Wir vertrauen sie deiner Fürsorge an. Behüte und bewahre sie.

Das Corona-Virus bedroht die Schwachen und Kranken.
Wir vertrauen sie deiner Fürsorge an. Behüte und bewahre sie.

Wir danken dir für alle, die in Krankenhäusern und Laboren arbeiten.
Wir danken dir für alle, die Kranke pflegen und sich um das Wohl aller mühen. Behüte und leite sie.

Wir legen dir die Flüchtlinge und Heimatlosen ans Herz, die unter widrigen Umständen leben und besonders auf Beistand angewiesen sind. Schenke ihnen Menschen, die sich ihrer annehmen und helfen.

Wir denken auch an unsre Konfirmanden, die heute konfirmiert worden wären und bitten: Behüte sie und stärke ihren Glauben.

Du denkst an uns und hast uns lieb. Hab Dank dafür!

Vater unser...

Amen.

 

Musik – Josef Schöberl zum Lied: Nun danket alle Gott

 

 

Segensbitte


Der Herr segne mich.

Er sei meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.
Er stärke meinen Glauben. Und wenn ich müde werde darin,
lasse er mich auffahren mit Flügeln wie Adler. Amen.

Autor: Pfarrer Gottfried Kaeppel
  Happurg 18.04.20