Kirchengemeinden Happurg und Kainsbach

Evangelisch-Lutherische Kirche

Abendgebet 2 mit Kerze

AltarFoto: privat

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Lied: Aus der Tiefe rufe ich zu dir (Evangelisches Gesangbuch 629,1-4)

 

Gebet zu Beginn

Aus der Tiefe rufe ich zu dir, o Gott, unser Vater,
durch deinen einzigen Sohn, Jesus Christus, den Herrn;
am Ende dieses Tages, an der Schwelle der Nacht.
Vor mir brennt ein Licht in der Stille,
ein Licht der Hoffnung, ein Licht der Zuversicht in diesen Tagen.
Öffne deine Ohren, achte auf mich, höre meine Fragen und Klagen,
meine Sorgen und Nöte! Und sprich du auch zu mir.
Amen.

Psalm 18 (allein oder im Wechsel)

Herzlich lieb hab ich dich, Herr, meine Stärke!
Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter;

mein Gott, mein Hort, auf den ich traue,
mein Schild und Berg meines Heils und mein Schutz!

Als mir angst war, rief ich den Herrn an
und schrie zu meinem Gott.

Da erhörte er meine Stimme von seinem Tempel
und mein Schreien kam vor ihn zu seinen Ohren.

Er streckte seine Hand aus von der Höhe und fasste mich
und zog mich aus großen Wassern.

Er führte mich hinaus ins Weite,
er riss mich heraus; denn er hatte Lust zu mir.

Ich rufe an den Herrn, den Hochgelobten,
so werde ich vor meinen Feinden errettet.

Der Herr lebt! Gelobt sei mein Fels!
Der Gott meines Heils sei hoch erhoben.

Gedanken zum persönlichen Innehalten und Nachdenken

Was ist mein Fels? Was gibt mir Halt in diesen Tagen?

Manchmal streckt mir einer vom sicheren Ort aus eine Hand entgegen.
Im Psalm wird davon berichtet: „...und zog mich aus großen Wassern“.
Wo habe ich Ähnliches schon erlebt? – Welche Bitte habe ich an Gott?

Für wen kann ich beten, der auch so eine rettende Hand braucht?

> Stille

Gebet

Ich rufe an den Herrn, den Hochgelobten. Ja, dich Gott rufe ich an und bringe vor dich, was mein Herz bewegt ...
(hier Raum für eigene Bitten)
Hör auf meine Bitte. Vergiss mich nicht und die Menschen, an die ich denke. Erbarme dich unser.
Amen.

Lesung zu Sonntag Judika aus Hebräer 13,12-14

Jesus hat, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

Geistliches Wort zur Lesung von Pfr. G. Kaeppel

Liebe Gemeinde,

es war erst, im Februar, und doch ist es in vielen Köpfen bestimmt schon längst wieder vergessen. Da erschallte es in der 70. Minute durch die Arena: Tor! Tor, Tor!! Die Club-Fans jubelten, rissen ihre Arme in die Höhe. Doch zu früh gefreut. Der Schiedsrichter pfiff: Abseits! Dennoch blieb der 1. FCN unbesiegt und holte sich in Heidenheim sogar einen Auswärtspunkt. So glimpflich geht ein Abseits aber nicht immer aus. Des Öfteren sorgen seine Folgen auch für heftige Diskussionen unter den Fußballfans.

Was wäre es, wenn die Menschen sich auch in anderen Bereichen so leidenschaftlich ums Abseits kümmern würden. Wer hat denn schon vor der Corona-Krise daran gedacht, dass die Arbeit von Reinigungskräften systemrelevant ist. Meistens erfährt sie wenig Wertschätzung und wird in der Regel schlecht bezahlt. Aber denken Sie nur daran, was alles wäre, wenn es diese Kräfte in den Krankenhäusern nicht gäbe! Es ließe sich noch eine ganze Reihe anderer Berufsgruppen nennen, bei denen das ähnlich ist.

Eine Kehrseite der gegenwärtigen Umstände ist, dass viele Unbeachtete mehr ins Licht gerückt werden; Menschen, deren Engagement sonst im Mainstream des Alltags mehr oder weniger untergegangen ist. Gewiss hätte das auch ohne Krise funktionieren können, zum Beispiel durch einen Blick in den Hebräerbrief. Der führt seine Leser und Hörer nämlich vor die Tore der Stadt. Er führt sie dorthin, wo Menschen ins Abseits geraten sind, dorthin, wo es an Wertschätzung mangelt. Es ist der Weg Christi, dem er nachspürt. Und wir sollen Christus folgen, nachfolgen, mittenhinein ins Abseits und die Augen nicht davor verschließen und die Last mittragen.

„So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen.“

Über diesen Satz habe ich lange nachgedacht, denn er bedeutet doch, dass wir uns aus der sicheren Zone herausbewegen sollen. Und das dürfen wir ja gerade jetzt nicht. Wir sollen zuhause bleiben, zum Schutz für uns selbst und andere. Die Verkäuferinnen im Supermarkt; die Pflegekräfte unsrer Diakoniestation, die Erzieherinnen unsrer Kinder-tagesstätten, die eine Notbetreuung bereitstellen; das Personal im Krankenhaus oder in den Arztpraxen, – sie alle tun es trotzdem. Sie gehen hinaus und riskieren viel für andere. Sie riskieren ihre Gesundheit, um das Gesundheitssystem aufrechtzuerhalten, oder die Pflege von Bedürf-tigen... Ich bin froh, dass es Menschen gibt, die das in diesen Berufen auf sich nehmen. Nur mit ihrer Hilfe können wir diese Krise überhaupt durchstehen.

Die Schritte der meisten von uns bewegen sich momentan jedoch wohl eher im häuslichen Umfeld. Aber auch kleine Schritte führen zu denen ins Abseits, Schritte zum Telefon zum Beispiel, um eine einsame Dame anzurufen; oder zum Supermarkt, um für den risikobehafteten Krebskranken in der Nachbarschaft einzukaufen.

Noch etwas bewegt mich: Keiner ist davor bewahrt, selbst ins Abseits zu geraten. Denn wie fragil die Welt ist, die wir uns aufgebaut haben, wird uns gerade in atemberaubender Weise schmerzlich vor Augen geführt. Nicht nur vorerkrankte Menschen, sondern auch etliche, die sich für gesund und unverwundbar hielten, ringen auf Intensivstationen um ihr Leben. Manche kommen mit dem Leben davon. – Vor allem wir im Nürnberger Land kommen momentan noch ganz glimpflich davon. – Aber in den Nachbarländern, in Italien zum Beispiel ist die Zahl derer, die es nicht schaffen, so hoch, dass dort mancherorts die Totenglocken zu schweigen begonnen haben. Mir fehlen dazu die Worte. Mich macht das sprachlos. Und ich möchte nicht verheimlichen, dass es mir sogar Angst macht, große Angst – nicht einmal so sehr um mich selbst, sondern Angst um das Leben anderer. Ich frage mich: Was wird bei uns noch kommen? Haben wir Glück und gerade noch die Kurve gekratzt?

Was auch immer geschieht. Eines ist sicher: Die Welt wird nach der Corona-Krise eine andere sein. Vieles was wir für so selbstverständlich hielten, hat Risse bekommen – im privaten wie im öffentlichen Bereich.

Und noch eines ist sicher: Gott lässt mich auch im Abseits nicht im Stich. Er sucht mich auch auf unter den Bedingungen, die mir zu schaffen machen. Mir macht das Mut für die nächsten Wochen. Dir auch?

Abendgebet

Bleibe bei uns, o Herr, denn der Tag hat sich geneiget.
Es ist niemand, der uns in solcher Not helfen möchte, denn du, unser Herr.
Der du den Abend in Licht und die Finsternis in Klarheit verwandelst, erbarme dich unser; der du des Nachts auf den Lobgesängen deiner Heiligen wohnst,
nicht schläfst noch schlummerst, erbarme dich über die Angst deiner Kinder;
der du in der Nacht des Verrats außer dem Lager gelitten und am Kreuz dein Haupt uns zu gut geneigt hast, der du durch deine Schmach am Kreuze uns den größten Frieden erbracht hast, gib uns deinen Frieden.
Amen.

(Hermann Bezzel; Änderung: ‚Kinder‘ statt ‚Knechte‘)

Segen

Es sei der Segen von dem, der unbemerkt dir deinen Rücken stärkt: der stille, unaufdringliche Quell des Lebens – von uns Menschen Gott genannt, von Jesus Christus Vater im Himmel, uns nahe als guter Lebens-Geist. Amen.

(Herbert Jung, gekürzt)

Orgelmusik aus St. Georgskirche: Wenn wir in höchsten Nöten sein (J.S.Bach)

> online zum Anhören

Autor: Pfarrer Gottfried Kaeppel,
Happurg 28.03.20