Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Zum Ausdrucken:
Abendgebet |
Entzünden einer Kerze
Lied Evang. Gesangbuch 651 – „Ubi caritas“
Ubi caritas et amor, ubi caritas, deus ibi est.
Wo die Liebe wohnt und Güte, wo die Liebe wohnt, da ist unser Gott.
Eröffnung
Herr, öffne meine Lippen, damit mein Mund dein Lob verkünde.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
Psalm 127,1-2 + Gebet
Wenn der Herr nicht das Haus baut,
so arbeiten umsonst, die daran bauen.
Wenn der Herr nicht die Stadt behütet,
so wacht der Wächter umsonst.
Wirke du in uns, Herr,
stärke unsere Hände, dass wir nicht umsonst arbeiten,
leite unsere Füße, dass sie auf dem rechten Weg bleiben,
erfülle unsre Herzen mit Vertrauen und Liebe zu dir. Amen.
Lesung: Johannes 6,16-21
Am Abend aber gingen seine Jünger hinab an das Meer, stiegen in ein Boot und fuhren über das Meer nach Kapernaum. Und es war schon finster geworden und Jesus war noch nicht zu ihnen gekommen. Und das Meer wurde aufgewühlt von einem starken Wind. Als sie nun etwa fünfundzwanzig oder dreißig Stadien gerudert waren, sahen sie Jesus auf dem Meer gehen und nahe an das Boot kommen; und sie fürchteten sich. 20 Er aber spricht zu ihnen: Ich bin's; fürchtet euch nicht! Da wollten sie ihn ins Boot nehmen; und sogleich war das Boot am Land, wohin sie fahren wollten.
Predigt zu Johannes 6,16-21
Liebe Gemeinde,
An einem lauen Sommerabend ins Boot steigen und über das Wasser fahren, das muss herrlich sein. Da kann man die Abendsonne gut sehen, wie sie am Horizont langsam untergeht. Und das aufgeregte Treiben am Ufer rückt in weite Ferne und Ruhe kehrt ein. Sanft spürt man die Wellen und den Wind. Und beim Eintauchen der Paddel hört man es leise plätschern. Herrlich.
Wie schnell so eine Idylle aber auch vorbei sein kann, wie schlagartig alles anders werden kann von einem Moment auf den anderen, erzählt unsre Lesung aus der Bibel. In manchen Gegenden muss man auf so was gefasst sein. Hier mag das selten vorkommen. Der See Genezareth in Israel hingegen ist bekannt dafür, dass plötzlich starke Fallwinde aufkommen, die das Wasser in kürzester Zeit gefährlich aufwühlen können. Und genau diese Situation wurde den Freunden Jesu zum Verhängnis, wie unsere Lesung schilderte. Eine ganze Stunde lang mussten sie dort gegen den Wind und die aufgepeitschte Gischt kämpfen. Eine ganze Stunde lang. Soviel Kraft muss man erst einmal haben.
Ich stelle mir vor, wie das gewesen ist als die 12 Freunde mit einem Segelboot über den See fuhren. Die Dämmerung hat etliche schläfrig gemacht. Plötzlich ruft einer: "Wir müssen das Segel einholen. Der Wind ist zu stark. Es wird reißen!" Das Schiff schaukelt wie wild hin und her. Das Segel tropft, alles ist nass, das Holz glitschig und rutschig. Man muss sich festhalten. Egal was passiert, jeder muss sich IMMER irgendwo festhalten, nie die Hände vom Boot nehmen! Wenn einer ins Wasser fällt, gibt es kein zurück! Gar nicht so einfach, da das Segel einzuholen. Das Herz hämmert wie wahnsinnig. Das Adrenalin dämpft den Höllenlärm, das ganze Geknalle und Geknarze des Bootes. Winzig klein fühlt man sich da, verloren hier draußen unter den Wellen.
Geht es uns mit Corona nicht ähnlich? Seit Monaten reibt das Virus schon unseren Alltag auf. Die große erste Welle konnten wir hier in Deutschland gut abgefangen. Aber die zweite Welle, die rollt vielleicht gerade auf uns zu und wir sind mittendrin mit unserem Boot. Ist unsere Mannschaft an Bord stark genug? Kann sie auch Fehler beim Testen wieder wettmachen? Und sind wir gut gerüstet? Eigentlich ist das Virus doch nur winzig klein, nur einige Nanomillimeter groß. Schon komisch, dass so etwas Winziges uns völlig aus dem Takt bringen und den Alltag im Nu aufwühlen kann wie die Fallwinde den See Genezareth.
Unsrer Kirche haben die Turbulenzen der letzten Monate nicht sonderlich gutgetan. Waren doch für Wochen ihre Bänke gähnend leer. Und auch seitdem Gottesdienste wieder möglich sind, hält sich die Zahl der Besucher doch sehr bedeckt. Manchmal sind es nur eine Hand voll Besucher. Das ist nicht nur in Happurg soder Kainsbach so. Nicht ohne Grund titelte deshalb vor einigen Tagen die Hersbrucker Zeitung: Bänke und Kassen der Kirchen sind leer. Besonders schmerzlich ist dabei, dass gerade in den Zeiten wo Trost und Ermutigung besonders wichtig sind, die Bänke doch recht leer bleiben. Das wirft viele Fragen auf: Hält die Sorge um die Gesundheit Menschen vom Gang zur Kirche ab? Oder erreicht sie die Menschen nicht? Ist sie zu abgehoben, zu weit weg? Oder braucht man sie einfach nicht mehr so sehr? Braucht man keine Orte mehr, wo man gemeinsam betet und sich einander im Glauben ermutigt? Vielleicht genügt ja ein Spaziergang um den See, genügen ein paar ruhige Minuten für sich, wo man alles mit sich ausmacht. Vielleicht hat Gott auch einfach keinen Platz mehr im Lebensalltag. Es gibt zu viel anderes, das wichtiger scheint. Corona verschärft gewiss die Situation, aber die Zahlen der Kirchenmitgliedschaft in Deutschland waren schon davor alles andere als rosig, so dass schon ohne Corona klar wurde: die Kirchen haben alles andere als ruhiges Kielwasser. Immer wieder habe ich das Gefühl, dass es allen denen, die mitanpacken geht wie den Jüngern. Sie tun und machen, strengen sich an, investieren Kraft und Zeit, aber das Schaukeln will kein Ende nehmen.
„Als sie nun etwa eine Stunde gerudert hatten, sahen sie Jesus auf dem See gehen und nahe an das Boot kommen; und sie fürchteten sich. Er aber sprach zu ihnen: ich bin’s, fürchtet euch nicht!“
Unvorstellbar, dass einer über den See läuft. Manche begegnen dieser Geschichte dann auch mit einer Prise Humor. Zum Beispiel so:
Ein Tourist kommt an den See Genezareth. Dort steht ein kleines Boot zur Überfahrt bereit. Er geht hin und fragt den Bootsführer: "Entschuldigen Sie, was kostet die Fahrt?"
Der Bootsmann schaut ihn an und sagt: "70 Schekel!"
"70 Schekel? Das ist aber ganz schön happig!"
"Aber hören Sie, das ist der See Genezareth, über diesen See ist Jesus zu Fuß gegangen!"
"Kein Wunder, bei d e n Preisen!"
Was tut man nicht alles fürs Sparen.
Man kann diese Geschichte von Jesu Wandel über den See aber auch etwas ernsthafter verstehen. Denn es bei ihr geht gar nicht darum, ob die Bibel hier einen Tatsachenbericht schildert. Interessant ist vielmehr, die Botschaft, dass die Jünger in ihrem Schiff nicht alleingelassen werden. Jesus kommt ihnen mitten in der Gefahr nahe, gibt sich zu erkennen und macht ihnen Mut. So erzählt die Geschichte, dass wir Jesus brauchen, um ans Ziel zu gelangen. Allein schaffen wir das nicht. Da können wir uns noch so anstrengen. Wir brauchen Gottes Beistand für unsere Kirche wie für unsere Gesundheit. Wir schaffen nicht alles mit unseren Händen. Es gilt, was schon ein altes Psalmwort sagte: „Wenn der HERR nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen.“ Kirche ist mehr als nur eine Institution. Wo Kirche sich ereignet, wo Menschen im Namen Jesu zusammenkommen, das Evangelium verkündigen, die Sakramente empfangen, da wirkt Gott. Er wirkt durch unsere Hände, durch unsere Worte. Er nimmt uns wie ein Werkzeug in Anspruch, jeden auf seine Weise.
Und weiter heißt es dann in der Geschichte: „Da wollten sie ihn ins Boot nehmen.“ Die Jünger fackelten also nicht lange. Sie begriffen, wie sehr sie Jesus brauchen und waren bereit, ihn aufzunehmen. So werden sie zum Vorbild für uns. Wo auch immer uns Jesus begegnet, sollten wir ihn aufnehmen wie die Jünger. Die Kirchen und ihre Gottesdienste helfen uns dabei.
Wenn man an unsere Kirche denkt mit Turm, Chor und Kirchenschiff, dann schwingt da beim architektonischen Fachausdruck die Vorstellung mit, dass die Kirche aber auch wir selbst unterwegs sind mit einem Schiff. Und so ein Schiff braucht Gottes Beistand, damit ich mich in turbulenten Momenten nicht verloren fühle. „Ich bin’s. Fürchte dich nicht!“ Immer wieder brauchen wir diesen Zuspruch. Daran erinnert die Geschichte aus dem Johannesevangelium. Im Kirchenschiff machen wir uns immer wieder neu bereit für die Begegnung mit Gott, wenn wir singen und beten und auf sein Wort hören. Darum ist für mich dieser Ort so wertvoll. Darum bin ich froh, dass wir dieses alte Schiff bei uns im Ort stehen haben. Und Gott lädt uns immer wieder neu ein, miteinzusteigen, nicht alleine zu segeln, sondern in Gemeinschaft mit anderen. Da segelt es sich leichter, da macht uns einer Mut, da spricht uns einer zu: „Ich bin’s. Fürchte dich nicht!“
Gebet
Lass mich nicht nur vom Glück träumen
oder mich darnach sehnen
oder immerzu davon reden.
Herr, lass mich zu dir kommen,
mit dir sprechen,
hilf mir beten.
Schenke du mir Kraft,
lass mich Frieden finden
und alles überwinden, was meine Wege wegführt von dir.
Herr, schenke mir deine Pflege und bleibe du bei mir.
(Oskar Loy)
Vater unser ...
Segensbitte
Ohne Vorbehalt und ohne Sorgen
leg ich meinen Tag in deine Hand.
Sei mein Heute, sei mein gläubig Morgen,
sei mein Gestern, das ich überwand. Amen.
(Edith Steint)
Autor: Pfarrer Gottfried Kaeppel
Happurg 16.08.20